Ernst oder erheblich – der kleine Unterschied

Ernst oder erheblich – der kleine Unterschied

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30.06.2019 Noch vor Ende Juni will der Bundestag die Neufassung des Bundesnaturschutzgesetzes verabschieden. Damit soll der Abschuss von Wölfen, die standardgemäße Herdenschutzmaßnahmen wiederholt überwunden haben, künftig leichter möglich sein. Die dazu erforderliche artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung darf allerdings bereits bei „ernsten“, nicht wie bisher erst bei „erheblichen“ Schäden erteilt werden. Ich bitte um Nachsicht, dass ich das Ende Mai missverständlich formuliert habe. Mir war nicht aufgefallen, dass die Justiz einen Unterschied macht zwischen „ernsten“ und „ erheblichen“ Schäden. Ich verstehe den Unterschied immer noch nicht. Aber das ist nicht das einzig Missverständliche an diesem Vorgang. Für den Verein Wolfsschutz Deutschland geht das

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Rodewaldwolf: erneut Klage erhoben

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06.06.2019 Der Freundeskreis freilebender Wölfe hat am 22.05. erneut gegen den NLWKN Niedersachsen wegen der Genehmigung zur Entnahme des Rodewaldwolfes geklagt. Bekanntlich war ein erstes Eilverfahren im Februar gegen den Entnahmebescheid des NLWKN vom 23.01. abschlägig beschieden worden. Der Freundeskreis begründet seine Klage erstens damit, dass die bisherigen und möglicherweise zu erwartenden Schäden nicht so groß seien, dass von einem erheblichen wirtschaftlichen Schaden ausgegangen werden kann, der eine Entnahme rechtfertigt. Zweitens seien die alternativen Schutzmaßnahmen noch nicht ausgeschöpft. Drittens schließlich bestreitet der Freundeskreis, dass eine Herde hornloser Milchkühe mit handaufgezogenen Kälbern wehrhaft genug ist, um sich ausreichend vor dem Wolf

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Video von AGRIDEA über Weideschutzzäune

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06.06.2019 AGRIDEA koordiniert im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) die Herdenschutz-maßnahmen in der Schweiz. Die Abteilung hat jetzt einen sechsteiligen Videofilm zum Herdenschutz herausgebracht – dankenswerter Weise mit hochdeutscher Kommentierung (der Film war vorher bereits veröffentlicht, aber in Schweizer Mundart): http://www.protectiondestroupeaux.ch/de/zaeune-weitere-schutzmassnahmen/zaeune/ Allen, die mit dem Schutz von Schafen und Ziegen zu tun haben, ist dieser Film wärmstens zu empfehlen. Größere Nutztiere wie Rinder oder Pferde werden nicht behandelt. Übergriffe von Wölfen auf diese Tiere kommen in der Schweiz nur sehr selten vor.

Purer Aktionismus – die „Schießerlaubnis“

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28.05.2019 Das Kabinett hat beschlossen, eine „Entnahme“ (sprich Abschuss) von Wölfen, die „ernste,“ nicht (nur) „erhebliche“ Schäden anrichten, zu erleichtern. Wenn der für die Schäden „zuständige“ Wolf individuell nicht identifiziert werden kann, können auch andere Tiere des Rudels (sofern es sich um ein Rudel handelt) geschossen werden. Und zwar so lange, bis die Übergriffe aufhören. Dies soll in räumlicher und zeitlicher Nähe zum Schadensereignis geschehen. Bisher standen für Entnahmen nur einzelne Wölfe im Fokus, die zweifelsfrei (durch genetische Analysen) identifiziert waren. Nur diese, keine anderen kamen für eine Entnahme (sprich Abschuss) in Frage. Das gipfelte in der Vorstellung, der für

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Was treibt Gustav um?

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21.05.2019 „Gustav“ war am 08.12.2018 in der Oranienbaumer Heide gefangen und mit einem Halsbandsender versehen worden. Am 15.03.2019 hat sich der junge Rüde aufgemacht und auf eine zügige Wanderung Richtung Norden begeben. Drei Tage später durchquerte er morgens bei Aken die Elbe. Die folgende Nacht lief er durch das intensiv landwirtschaftlich genutzte Zerbster Land und kam schließlich am 19.03. um 04:00 nordöstlich von Magdeburg an. Nun wurde der Sender von ursprünglich 2 h auf 30 min herunter getaktet, so dass anhand der übertragenen Daten ein deutlich höher aufgelöstes Raumnutzungsprofil gewonnen wurde. In den ersten drei Tagen hat Gustav über 80

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Südtirol im Wolfsfieber

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20.05.2019 Nirgends in Europa geht es so rund in der Wolfspolitik wie in Südtirol. Zur Zeit sind es gerade mal etwa zehn Tiere, aber das wird nicht so bleiben. Die Volksseele kocht jetzt schon über. Die Medien sind voll von den Ansichten wichtigtuerischer Wolfsexperten, in Wirtshäusern wie in Amtsstuben hat Isegrim die Meinungshoheit. Es geht drunter und drüber. „Draußen“ allerdings, wo die Wölfe sind, arbeiten ein paar hellwache Leute recht erfolgreich daran, das Bild zusammen zu puzzeln. Einer ist Davide Righetti. Er ist freier Mitarbeiter beim Amt für Jagd und Fischerei. Im vorigen Jahr hatte er wiederholt Wölfe am Nonsberg beobachtet. Das Rudel

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Sachsen: Mehrere Rudel auf 400 Hektar?

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Das kann nur ein Schreib- oder Verständnisfehler sein: Auf nwzonline schreibt Simona Block, in Ostsachsen sollen mehrere Wolfsrudel auf 400 Hektar leben! 400 Hektar – das sind vier Quadratkilometer. Die vom Monitoring geschätzte Rudeldichte liegt bei einem Rudel pro 200 (zweihundert!) Quadratkilometer – eine abenteuerliche Diskrepanz! Einem aufmerksamen Journalisten hätte das auffallen müssen. Aber nein – einer schreibt vom anderen ab, ohne nachzudenken. Die absurde Zahl ist inzwischen in mehreren Printmedien aufgetaucht. Inzwischen sind es vier Rudel auf 400 Hektar…  

Springt ein Wolf übers Fußballtor?

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14.05.2019 In einer Fernsehsendung der RAI (Rundfunk Italien) zum Wolf behauptete Konrad Senn vom Südtiroler Bauernbund, ein Wolf könne aus dem Stand 1,80 m hoch springen, und ein Gehegewolf habe es sogar über 2,70 m geschafft. Zum Vergleich: Ein großgewachsener Fußballtorwart (war ich mal, ist lange her) reicht mit den Fingerspitzen gerade mal an die untere Kante der Querlatte, das sind 2,42 m. Hat Konrad Senn gelogen? Wahrscheinlich nicht. Zwar ist bekannt, dass Wölfe ungern springen. Aber Schäferhunden kann man durch Dressur beibringen, Holzwände von über zwei Meter Höhe anzuspringen und dann drüberzuklettern. Man kann auch Elefanten einen Handstand beibringen

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Toter Wolf, guter Wolf

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03.05.2019                   Wer da meint, irgendwann gingen dem niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies (SPD) die Ideen aus, wie man endlich einen toten Wolf präsentieren könne – der irrt. Weil es oft kaum möglich sei, einen bestimmten Wolf zu identifizieren, müsse man darüber nachdenken, die Erlaubnis zum Abschuss ohne individuelle Zuordnung zu ermöglichen. Auf Deutsch: Lies will in einem solchen Fall den ersten besten Wolf totschießen. Bleiben die Schäden dann nicht aus, so schießt man einfach den nächsten. Letzten Endes könne es soweit kommen, dass das ganze Rudel eliminiert wird. Genau diese Möglichkeit hatte

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Bürgerwissenschaftler 2018 in Niedersachsen

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03.05.2019 Die Naturschutzorganisation Biosphere Expeditions hat nach 2017 auch im Jahr 2018 zwei Wochen lang in Niedersachsen ein aktives Wolfsmonitoring durchgeführt. Im ersten Jahr mussten sich die Teilnehmer noch gehässige Kommentare von Grundeigentümern und der Jägerschaft anhören, doch haben die erzielten Ergebnisse viele Kritiker überzeugt. Die anfangs ebenfalls eher skeptischen Landesforsten haben für 2018 sogar selbst Orte benannt, wo sie sich ein aktives Monitoring durch die Bürgerwissenschaftler wünschten. Die Ergebnisse von 2017 sind in einem detaillierten Bericht nachzulesen. Hier folgt ein Kurzbericht über den Einsatz 2018. Die Feldarbeit wurde in Zusammenarbeit mit dem Wolfsbüro des Landes Niedersachsen und einigen Wolfsberatern

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Rodewaldwolf: mehr Fragen als Antworten

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11.04.2019 Das niedersächsische Umweltministerium sieht sich veranlasst zu begründen, warum der Rodewaldwolf GW717m entnommen werden soll. Die Stellungnahme wirft mehr Fragen auf als sie beantwortet. Hier ein kurzer Kommentar für Schnellleser. In der Erklärung des Ministeriums wird behauptet, dass große Weidetiere (z. B. Rinder) ausreichend gegen Wölfe geschützt seien, wenn sie sich im Herdenverband mit genügend älteren Tieren befinden. Herdenschutzmaßnahmen seien deshalb nicht erforderlich. Diese Behauptung bildet den Kern der Ausnahmegenehmigung zur Entnahme des Wolfes GW717m. In der Fachliteratur finden sich dafür keine Belege, in anderen Wolfsmanagementplänen kommt diese Auffassung nicht vor. Das Niedersächsische Umweltministerium steht damit alleine da. Die

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Vierter Thüringer Wolfsmischling getötet

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16.04.2019 Das Thüringer Umweltministerium hat Ernst gemacht mit der Entnahme des wahrscheinlich letzten Wolfs-Hund-Mischlings. Es hat verfügt, dass bestimmte Revierteile rund um den Truppenübungsplatz Ohrdruf für Revierpächter und Begehungsscheininhaber gesperrt sind. Anscheinend wurde im Ministerium Wert darauf gelegt, die Aktion ohne Störungen durchführen zu können. Im vergangenen Jahr sahen sich die Verantwortlichen einigen Aktivisten gegenüber, die äußerst aggressiv auftraten. Die örtlichen Jäger wurden nicht in die Entnahme eingebunden. Das Gebiet darf nicht betreten werden und die Jagd hat dort zu ruhen. Begründet wird die Maßnahme mit dem § 65 Bundesnaturschutzgesetz, in dem geregelt ist, dass Grundstückseigentümer sowie Nutzungsberechtigte Maßnahmen des Naturschutzes zu dulden

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Goodbye Rufus

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12.04.2019 Am 26.03.2019 wurde in der Gemeinde Lohsa, Sachsen, ein verletzter Wolf beobachtet. Tags darauf konnte das Tier eingefangen und betäubt werden. Bei der tierärztlichen Untersuchung wurden schwere Bissverletzungen festgestellt. Das Gewebe um die Verletzungen war teilweise bereits abgestorben. Aufgrund der Schwere der Verletzungen wurde der Wolf eingeschläfert. Die Melder hatten zunächst die Vermutung geäußert, dass die Verletzungen des Wolfes von einem Beschuss stammen könnten. Die pathologische Untersuchung am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) ergab jedoch keine Hinweise auf eine Schussverletzung. Der Wolfsrüde hatte vollkommen abgenutzte Backenzähne, die Fangzähne waren nur Stumpen. Und er war ein alter Bekannter: Sebastian

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Wer blökt am besten?

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01.04.2019 Die Bayerische Staatsregierung wird vor Beginn der Weidesaison im Juni zu einem Wettbewerb im Blöken einladen. Aus gewöhnlich gut informierten Kreisen war zu erfahren, dass das Landwirtschaftsministerium aus dem Kreis der besten Blöker eine Mannschaft aus freiwilligen Wolfsabwehrern nach dem Vorbild der französischen Luparii zusammenstellen will. Die Luparii waren zu Zeiten Karls des Großen mit der Verfolgung bzw. Vertreibung der Wölfe beauftragt. Der Wettbewerb soll nach den bewährten Regeln des Hirschröhrens ablaufen. Beim Wettbewerb der besten Röhrer gewinnt, wer sich akustisch am besten so ausdrücken kann wie ein Hirsch. Lautinstrumente und andere Hilfsmittel sind beim Blökwettbewerb allerdings nicht zugelassen.

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Herdenschutz auf vier Rädern

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28.03.2019 Der Wolf stellt Norddeutsche Schäfereien vor eine besondere Herausforderung. Im Interesse des Bodenschutzes werden die Schafe im Winter oft in Kleingruppen gehalten. Bei jedem Weidewechsel müssen unzählige Pfähle in den Grund getrieben und viele Kilometer stromführender Draht verlegt werden. Nur reicht ein Draht heute nicht mehr. Der schreckt zwar Schafe vom Ausbruch ab, hält aber keinen Wolf fern. Um ihre Herden auch vor dem Wolf zu schützen hat Schäferin Uta Wree aufgerüstet. Ihr Quad ist jetzt mit einem Spezialaufbau ausgestattet. Der verlegt vier Drähte gleichzeitig auf besondere Pfosten, die selbst den nordischen Winden standhalten. Im ersten Praxistest hat sich

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