Dieser Steckbrief ist erst im Entstehen, er wird Zug um Zug ergänzt und erweitert. Hier der zweite Schritt. Wolfsite empfiehlt einen Blick in Wikipedia – dort ist ein Steckbrief über Canis lupus nachzulesen.

Zoologische Stellung

Der Wolf, Canis lupus (Wolf, Grauwolf), kam ursprünglich auf der gesamten nördlichen Hemisphäre vor und hat im Laufe von Jahrtausenden, in Anpassung an sehr verschiedene Umweltbedingungen, zahlreiche Unterarten ausgebildet. Über deren Unterscheidung gibt es unzählige wissenschaftliche Auseinandersetzungen. Vor etwa dreißig Jahren war allein in Nordamerika von 23 Unterarten die Rede. Heute sind es noch fünf, und zehn in Eurasien. Umstritten ist die Zugehörigkeit des Rotwolfes (C. l. rufus – Unterart, oder C. rufus – eigene Art).

Nahe Verwandte des Wolfes sind der Koyote oder Präriewolf (C. latrans) und der australische Dingo (C. l. dingo), ein Abkömmling verwilderter Haushunde. Und natürlich C. familiaris, der Haushund, der vom Wolf abstammt.

Gerade Rückenlinie, heller Sattelfleck, gerade herabhängende Rute – dieser deutsche Wolf zeigt einige der typischen Merkmale von Canis lupus. Foto: S.Körner@Lupovision.

Gerade Rückenlinie, heller Sattelfleck, gerade herabhängende Rute – dieser deutsche Wolf zeigt einige der typischen Merkmale von Canis lupus. Foto: S.Körner@Lupovision.

Verbreitung

Der Wolf kam früher mit Ausnahme der Polarregion auf der gesamten nördlichen Halbkugel vor, einschließlich der Arabischen Halbinsel. Im Zuge der Zivilisation ist er aus großen Teilen seines einstigen Verbreitungsgebietes verschwunden. Seit etwa 30 Jahren nimmt sein Areal in Nordamerika und Europa wieder zu.

Größe, Gewicht, Gestalt und Färbung

Weil Wölfe in sehr unterschiedlichen Lebensräumen zu Hause sind, variieren sie auch sehr stark in ihrem Erscheinungsbild. Grundsätzlich sind Wölfe im Norden größer und schwerer als in südlichen Regionen. Das ist eine Anpassung an die Temperaturen. Im Norden Kanadas kann ein Wolf über 70 kg schwer werden. Italienische oder arabische Wölfe sind etwa ein Drittel kleiner und leichter. In Mitteleuropa erreichen Wolfsrüden 45 kg. Wölfinnen sind generell etwa 10 % leichter.

Die Schulterhöhe europäischer Wölfe liegt bei 70 bis 80 cm, die Körperlänge (von der Nasenspitze bis zur Schwanzspitze gemessen) bei 110 bis 120 cm (im kanadischen Yukon bis 180 cm).

Die Gestalt des erwachsenen Wolfes ist hochläufig mit gestreckter Rückenlinie. Der Schwanz wird gerade herabhängend getragen und ist mittellang, er reicht nicht bis zum Boden. Die Ohren sind dreieckig und kürzer als z. B. beim Schäferhund.

Das Fell dieses Wolfes, erlegt in Bieszczady, Südostpolen, misst von der Nasen- bis zur Schwanzspitze etwa zwei Meter, das Tier wog etwa 70 kg. Es zeigt die große Variationsbreite in den Körpermaßen von Wölfen: Dieses Tier hatte die Maße eines großen Timberwolfes!

Das Fell dieses Wolfes, erlegt in Bieszczady, Südostpolen, misst von der Nasen- bis zur Schwanzspitze etwa zwei Meter, das Tier wog etwa 70 kg. Es zeigt die große Variationsbreite in den Körpermaßen von Wölfen: Dieses Tier hatte die Maße eines großen Timberwolfes!

Europäische Wölfe sind überwiegend graubraun mit einem kleinen hellen Sattelfleck, der nach unten dunkel abgegrenzt ist. Der Bereich um den Fang ist weißgrau, die Vorderseiten der Vorderläufe und die Schwanzspitze sind meist schwarz. Im Norden Kanadas und Nordamerikas kommen neben normal graubraunen Wölfen auch schwarze und sehr helle Tiere vor. In der Arktis sind Wölfe das ganze Jahr über rein weiß. Wölfe im Norden sind generell weniger markant gezeichnet als südliche Wölfe. Am markantesten gefärbt sind die Wölfe in Äthiopien. Die Augenfarbe ist hellbraun bis gelbbraun.

Beutetiere

Wölfe ernähren sich überall größtenteils von Huftieren. Diese machen in der Regel über 90 % der verzehrten Biomasse aus.

Ausnahmen kommen vor: Auf der Insel Ellesmere (Kanada) leben die Wölfe außer von Moschusochsen zu einem großen Teil von Schneehasen. Im pazifischen Regenwald Britisch-Kolumbiens ernähren sie sich im Herbst monatelang von Lachsen. In Gebieten mit wenigen oder gar keinen wilden Huftieren, z. B. in Spanien oder im Iran, erbeuten sie hauptsächlich Weidevieh.

Nahrungsbedarf

Einem erwachsenen Wolf von ca. 40 kg Gewicht genügen 2 bis 3 kg reines Fleisch für seinen täglichen Energiebedarf. Wölfe können mehrere Wochen lang hungern, aber auch 10 kg Fleisch auf einmal verschlingen. Während kleinere Beutetiere (z. B. Hasen, Rehe, Frischlinge) nahezu vollständig verzehrt werden, bleibt von großen Beutetieren (z. B. Elche, Karibus, Hirsche) oft ein größerer Teil ungenutzt. Die Reste kommen anderen Tierarten zu Gute, besonders Kolkraben, Adlern, Füchsen oder Wildschweinen.

Sozialverhalten

Wölfe leben im Rudel. Ein Rudel besteht aus dem Elternpaar, den Jungen (Welpen) des laufenden Jahres und einigen ein- oder mehrjährigen Tieren. In etablierten Population sind etwa 80 % der Wölfe in Rudeln organisiert. Die meisten heranwachsenden Jungwölfe verlassen ihr Rudel mit Eintritt der Geschlechtsreife, d. h. im Alter von ein bis zwei Jahren, und suchen sich ein eigenes Gebiet und einen Geschlechtspartner. Diese Wanderungen können sie über mehrere hundert, ja über tausend Kilometer von ihrem Geburtsort wegführen. Aus Sachsen sind Jungwölfe bis in den Norden Dänemarks (über 700 km) und bis Weißrussland (über 1.500 km) weit gewandert. Rüden wandern weiter als Wölfinnen, weshalb die meisten der weit vom nächsten Wolfsgebiet entdeckten Wanderwölfe männlich sind.

Welpenaufzucht und Rudelentwicklung

Die Anzahl Welpen pro Wurf liegt bei etwa fünf, mit einem Maximum von etwa zehn. Sie werden im April oder Mai in einer Erdhöhle blind geboren. Im Alter von vier Wochen sind sie regelmäßig außerhalb der Höhle, und im Alter von zwei bis drei Monaten auf sog. Rendezvousplätzen, wo sie von den Eltern und älteren Geschwistern aufgesucht und mit Nahrung versorgt werden. Dabei wird ihnen von den älteren Tieren Fleisch zugetragen oder hervorgewürgt.

Wurfgröße und Überlebensrate der Welpen sind stark abhängig vom Nahrungsangebot im Wolfsrevier. Aber auch in beutereichen Revieren muss mit einer frühen Mortalität (d. h. etwa bis Jahresende) von 20 bis 30 % gerechnet werden. Ohne Verluste durch menschliche Einwirkung (Gift, Fang, Abschuss, sowie Straßenverkehr) kann man deshalb davon ausgehen, dass ein Rudel in Mitteleuropa zum Jahresende aus etwa acht Tieren besteht: zwei Eltern, vier Welpen und zwei Jährlingen.

Rudelgröße

Die meisten Rudel sind deutlich kleiner als acht Tiere, weil Wölfe durch Nachstellung und Straßenverkehr ausscheiden. Umgekehrt sind Rudel mit mehr als zehn, ja fünfzehn und mehr Wölfen bekannt. Auch diese großen Rudel bestehen aus Eltern, Welpen und ein- oder mehrjährigen Nachkommen ein und desselben Elternpaares. Große Rudel bilden sich, wenn die Beutetiere groß sind, z. B. Bisons oder Elche. Denn ein erlegter Elch ernährt auch ein größeres Rudel mehrere Tage. Große Rudel sind deshalb in den nördlichen Breiten die Regel, aber auch dort überschreitet die Zahl selten ein Dutzend Tiere. Mitteleuropäische Wolfsrudel tendieren eher zu einer kleinen Zahl: Ein erlegtes Reh oder Hirschkalb macht nicht viele Wölfe satt, und schon gar nicht über mehrere Tage.

Territorien

Wolfsrudel besetzen ein Territorium, das sie gegen benachbarte Rudel verteidigen. Auch einwandernde Einzelwölfe werden vertrieben. Die Größe eines Territoriums hängt ab vom Beuteangebot. Rudel im wildarmen Yukon streifen auf mehr als 1.000 km² umher, die sächsischen Rudel begnügen sich mit etwa 250 km². Die Territoriengröße kann jedoch in ein und demselben Land stark schwanken, in Schweden um den Faktor 6 – von 250 bis 1.500 km². Im nördlichen Nordamerika jedoch, wo die Wölfe den wandernden Karibuherden folgen, haben sie ihre territoriale Lebensweise abgelegt.

Populationsdynamik

Unter natürlichen Bedingungen, also ohne Einwirkung des Menschen, wächst eine Wolfspopulation (solange ihr der Lebensraum bzw. das Beuteangebot keine Grenzen setzt) etwa mit dem Faktor 1,3. Aus 100 Wölfen werden also etwa 130. Durch Verkehrsverluste, Abschüsse, Vergiftung und andere menschliche Einflüsse wird diese Zuwachsrate gedrückt. Die gegenwärtige Wolfsentwicklung in Deutschland/Westpolen gibt ein zutreffendes Bild dieser Einschätzung.

Wolfsdichte

Unter der Wolfsdichte versteht man die Anzahl Wölfe auf einer bestimmten Fläche. Bei großen Beutegreifern bezieht man sich gerne auf 100 km² = 10.000 ha. Da die Anzahl der Wölfe im Laufe des Jahres stark schwankt (Geburt der Welpen im Frühjahr!), bezieht man sich bei der Angabe einer Wolfsdichte auf die Jahreswende.

Unterstellt man bei den deutschen Wölfen für diesen Zeitpunkt eine Rudelgröße von acht Tieren und ein Territorium von 250 km², so ergibt sich im Wolfsgebiet eine Wolfsdichte von 3,2 Wölfen pro 100 km².

Nachweis im Gelände

Wölfe werden im Gelände durch ihre Spuren und ihren Kot (Losung) nachgewiesen. Beide sind nur schwer von denen eines großen Hundes zu unterscheiden. Wölfe bewegen sich über weite Strecken im sog. geschnürten Trab. Die Hinterpfote wird dabei in den Abdruck der Vorderpfote gesetzt und diese Trittsiegel bilden eine perlschnurartige Linie mit nur geringer seitlicher Abweichung. Für die Feststellung, dass es sich um einen Wolf und nicht um einen Hund handelt, erfordern die Monitoringrichtlinien mehrere hundert Meter Spur am Stück.

Die Losung des Wolfes hat etwa drei Zentimeter Durchmesser und ist bis zwanzig Zentimeter lang. Sie besteht fast immer aus Haaren und Knochensplittern.

Meistens setzt der Wolf die kleinere Hinterpfote fast genau in den Abdruck der größeren Vorderpfote. Die Schuhgröße links ist 44.

Meistens setzt der Wolf die kleinere Hinterpfote fast genau in den Abdruck der größeren Vorderpfote. Die Schuhgröße links ist 44.