Wolfsmanagement in Grün

Wolfsmanagement in Grün

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08.02.2016

IMG_8249-30Stellen Sie sich vor: Ihr Haus steht in Flammen. Der Brand droht auf die Nachbarhäuser überzugreifen. Als die Feuerwehr kommt, darf sie nicht löschen. Erst müsse festgestellt werden, warum es eigentlich brennt.

Im niedersächsischen Diepholz-Vechta brennt es seit über einem Jahr. Die Goldenstedter bzw. Vechta-Wölfin hat mittlerweile über hundert Schafe auf dem Gewissen. Die meisten davon, das sei gleich vermerkt, waren unzureichend oder gar nicht geschützt. Aber im vergangenen Herbst hat die Wölfin auch wiederholt Zäune überwunden, die deutlich höher und sicherer waren als gefordert. Gewerbsmäßige Schafhalter haben tausende Euro in hohe Zäune investiert, vergebens.

Die Raffinesse dieser Wölfin in allen Ehren – aber inzwischen ist sie ohne Zweifel als „verhaltensauffällig“ zu qualifizieren. Das heißt, sie dürfte eliminiert, sprich geschossen werden.

Niedersachsen hat zwar immer noch keinen Managementplan, in dem solche Fragen geregelt sind. Man könnte sich aber erkundigen – in Sachsen, in Brandenburg, in Mecklenburg-Vorpommern oder Thüringen, wo man solche Managementpläne hat. Ich bin überzeugt: Es gäbe ein klares Votum für den Abschuss dieser Wölfin.

Aber nein. Erst will man sie fangen und ihr einen Sender um den Hals hängen. Dann könne man feststellen, was sie so treibt. Als ob man das nicht längst weiß. Und als ob sich ein Wolf so mir nichts Dir nichts fangen ließe. Ursachenforschung statt löschen.

Anlass für eine harte Lösung hätte man inzwischen mehr als genug. Die Wölfin hat die Kriterien erfüllt, die in anderen Bundesländern eine Entnahme rechtfertigen. Die Gefahr, einen „falschen“ Wolf zu erschießen, ist extrem gering, weil das Monitoring nur einen einzigen Wolf im Raum Diepholz-Vechta bestätigt hat. Die Wolfspopulation kann diese Entnahme ohne Schaden verkraften. Am schlimmsten für die Wölfe aber ist der enorme Schaden, den das zögerliche „Management“ der Wölfe in Niedersachsen angerichtet hat.

Schon seit Monaten treibt nun die Opposition den grünen Umweltminister Stefan Wenzel vor sich her. Andererseits sind auch die Empfehlungen von schwarzgelb nicht eben von Sachkenntnis getragen. Gebetsmühlenhaft wiederholen die Abgeordneten Ernst Ingolf Angermann (CDU) und Gero Hocker (FDP) ihre Forderung, den Wolf ins Jagdrecht zu übernehmen, „weil man dann schneller reagieren kann“. Das ist blanker Unsinn; denn heute schon kann ein verhaltensauffälliger Wolf eliminiert werden, wenn ihm das Handwerk mit angemessenen Mitteln nicht gelegt werden kann. Das sollte man endlich begreifen.

Vor einem Monat habe ich dieser Stelle geschrieben, dass sich das Wolfsmanagement in Deutschland sehen lassen kann. So ist es auch. Aber das grün regierte Umweltministerium in Niedersachsen tut alles, um den Ruf dieses Managements zu ruinieren.

Unterschrift UW 30

 

 

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