Wölfe verbrämen

Wölfe verbrämen

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15.07.2016

Der Stadtrat von Uslar im Solling, Niedersachsen, hat eine Stellungnahme verabschiedet, nach der eine „Ansiedlung“ von Wölfen abgelehnt wird. Wölfe würden den Tourismus beeinträchtigen. Der Solling soll nicht wegen Wölfen zu einem Gebiet werden, das nicht mehr gefahrlos betreten werden könne. Eingebracht hat den Antrag Volker Ruwisch, ein Stadtrat der Grünen. Die SPD und die Grünen stimmten dagegen – außer Ruwisch.

Vielleicht hat sich der grüne – pardon: der Grüne – Volker Ruwisch vom bayerischen Jägerpräsidenten Dr. Jürgen Vocke inspirieren lassen. Der hat unlängst verkündet, die Jogger würden aus dem Wald flüchten, wenn Wölfe dort ihr Heulen anstimmten. Der Tourismus, wusste er, würde zum Erliegen kommen.

Derweil freut man sich in Rietschen nahe der Grenze zu Polen schon seit über zehn Jahren, dass man Wölfe vor der Haustür hat. Die Wölfe haben den Fremdenverkehr spürbar belebt, es ist endlich wieder „was los“ in dieser abgelegenen, von Entwicklung und Wohlstand weiß Gott nicht gesegneten Gegend.

Der Bürgermeister von Höchenschwand im Schwarzwald hat keine Sorgen wegen Wölfen.

Der Bürgermeister von Höchenschwand im Schwarzwald hat keine Sorgen wegen Wölfen.

Auch in Höchenschwand macht man sich Gedanken darüber, wie es weitergehen soll. Das „Dorf am Himmel“, auf eintausend Meter Seehöhe im Schwarzwald gelegen, sieht den Wintersport samt dem damit verbundenen Einkommen unter der Klimaerwärmung dahinschmelzen und ist nun auf den Wolf gekommen. Am 12. Juli gab Bürgermeister Dorfmeister – er heißt wirklich so – den Startschuss für einen „Wolfsweg“, eine gemeinschaftliche Aktion der Gemeinde und des städtischen Forstamts Waldshut, freundlich begleitet vom überaus tatkräftigen und mitgliederstarken Schwarzwaldverein.

Anders als in Bayern oder im Solling hat man also im Schwarzwald vor dem Wolf keine Angst. Wölfe, die sich daneben benehmen, will man sogar „verbrämen“, wie es in der Lokalzeitung zu lesen war (gemeint war natürlich vergrämen – doch so weit ist es ja noch lange nicht in Höchenschwand).

Aber Sie wären nicht auf Wolfsite, gäbe es nicht auch Absurdes zu berichten. Peter Brandt von der Interessengemeinschaft Sichere Weidewirtschaft verbreitet die Mär, in Österreich sei ein tschechischer Transporter mit fünf betäubten Wölfen gestellt worden. Details will er nur Personen seines Vertrauens verraten. Auf meine Nachfrage hat er mir mitgeteilt, dass ich nicht zu diesem Personenkreis gehöre. Das hatte ich mir schon gedacht. Jetzt kann ich vor Kummer gar nicht mehr schlafen.

Bleiben Sie munter!

Ihr

Unterschrift UW

 

 

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