Mutterkuhhaltung und Wölfe – geht das?

14.07.2016

Am 19.06. sendete das ZDF einen recht einseitigen Film über die Wölfe in Niedersachsen. U. a. war da auch die Rede von mehreren gerissenen Rindern. Für viele Zuschauer stellte sich die Frage: Kann das gut gehen mit Wölfen und Rindern auf der Weide? Da mag es helfen, sich die Zahlen aus Brandenburg näher anzuschauen, die von Carina Vogel anlässlich der Plenumsbesprechung zum Wolfsmanagement am 02.12.2015 vorgetragen wurden. In Brandenburg gibt es seit 2007 wieder Wölfe, derzeit sind es etwa 13 Rudel. Etwa ein Drittel der Landesfläche ist gegenwärtig von Wölfen besetzt.

In Brandenburg werden zigtausende Rinder im Freien gehalten. Diese Rinder befinden sich jahrein, jahraus ohne Stall auf großen Weiden, leben in sozialen Einheiten aller Altersklassen, auch Stiere sind dabei – eine Idylle, könnte man sagen, im Vergleich mit ihren Artgenossen, die fast das ganze Leben im Stall verbringen. Insgesamt gab es im Jahr 2014 in Brandenburg 568.000 Rinder. Im Freien wurden 90.000 Kälber geboren. Davon sind etwa 11.000 Kälber umgekommen, bevor sie sechs Monate alt waren.

Erschrickt da jemand? Dazu gibt es keinen Grund. Eine Jugendsterblichkeit von etwa 12% ist alles andere als ungewöhnlich. Aber welchen Anteil hatten die Wölfe daran? Sind Kälber nicht das gefundene Fressen schlechthin?

Zwischen 2007 und 2015, also in neun Jahren, wurden insgesamt 78 Kälber als mögliche Wolfsopfer gemeldet. Aber nur bei 13 lautete der Befund „Wolf nicht auszuschließen.“ Die anderen 65 Kälber sind an anderen Ursachen umgekommen. „Nicht auszuschließen“ bedeutet übrigens nicht „zweifelsfrei Wolf“, sondern ist ein Beleg dafür, dass das Land großzügig vorgeht: Besser wird ein zweifelhafter Fall den Wölfen in die Schuhe geschoben (und entschädigt), als dass man sich auf einen kleinlichen Streit einlässt.

13 gerissene Kälber in etwa 45 Rudeljahren – das macht alle drei bis vier Jahre ein Kalb pro Rudel. In Sachsen, nota bene, sind seit dem Jahr 2000, als das erste Rudel auftrat, weniger als zehn Kälber als Wolfsrisse dokumentiert. uw