Der Realität ins Auge – von Werner Schmitz

Der Realität ins Auge – von Werner Schmitz

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16.04.2015 Wenn ich in der Jagdhütte bin, lese ich, um zu wissen, wie der Moselaner tickt, den „Trierischen Volksfreund“. Oft steht in diesem Traditionsblatt etwas über die Jagd, denn wegen der Wilddichten und -schäden gibt es viel Streit. Vor zwei Jahren ließ sich zum Beispiel das Revier Bettenfeld nicht mehr verpachten, weil bis zu 100.000 Euro Wildschäden pro Jahr anfielen. Bettenfeld liegt im Kreis Bernkastel-Wittlich. Dessen Weidmänner hatten gerade Jahreshauptversammlung, las ich jetzt im „Volksfreund“. Und worüber erregten sich meine Brüder in Huberto? Über den Wolf. Den gibt es in Rheinland-Pfalz noch nicht. Damit das so bleibt, erhoben die Jäger

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Die Wölfe kommen – zum Artikel in der ZEIT vom 1. April 2015

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06.04.2015 Nein, es ist kein Aprilscherz. Endlich hat nun auch das renommierte Wochenblatt DIE ZEIT mitbekommen, dass wir in Deutschland wieder Wölfe haben. Zweieinhalb Seiten, viel Platz bei diesem Großformat, widmet sie ihnen in ihrer Ausgabe vom 1.April – das heißt: den Ereignissen der letzten Wochen in Niedersachsen. Vor allem der Waldkindergarten in Goldenstedt, wo nachts ein Wolf gesehen worden sein soll, hat es dem Autor Stefan Willeke angetan. Damit will er gar nicht aufhören, Satz für Satz völlig belangloser „Information“ reiht er aneinander – es könne „22:15 Uhr, vielleicht ein paar Minuten eher, vielleicht ein paar Minuten später“ gewesen

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Werner Schmitz: Den Ball flach halten

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31.03.2015 Als ich die Bilder des durch Vororte in Niedersachsen und Holland wandernden Wolfs sah, fiel mir Timis wieder ein. Timis war eine rumänische Wölfin, die vor 16 Jahren in Siebenbürgen gefangen und besendert wurde. Timis zog ihre Welpen in einer Wurfhöhle am Rand der Stadt Brasov groß. Zum Jagen ging sie nachts oft auf die städtische Müllkippe und in den Brasover Zoo. In den Morgenstunden kehrte Timis aus der Stadt zu ihren Welpen zurück. Sie querte Straßen, lief an Haltestellen vorbei, wo Menschen auf den Bus warteten. Ich habe darüber seinerzeit im STERN (Heft 37/2000, S. 70 ff.) geschrieben.

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Eckhard Fuhr: Deutungshoheit ist Machtgehabe

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04.03.2015 In dem Beitrag von Klaus Bullerjahn hat mich ein Begriff hellhörig gemacht: Deutungshoheit. Wer um politische Macht kämpft, der kämpft um Deutungshoheit. Oder anders: Deutungshoheit ist die Währung politischer Macht. Wollen wir die Diskussion um den angemessenen Umgang mit den Wölfen wirklich zu einem Machtspiel machen? Keine Seite, weder die bedingungslosen Wolfsfreunde noch die Wolfsskeptiker oder gar die Wolfshasser, weder die Wildbiologen und sonstigen Experten noch die Beamten in den Naturschutzverwaltungen, niemand kann für sich beanspruchen, die „Wahrheit“ über die Wölfe in Mitteleuropa zu kennen. Niemand kann sicher vorhersagen, wie sich das Verhalten dieser Wölfe entwickeln wird. Das liegt

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Ulrich Diezmann: Wer schützt uns vor dem NABU?

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08.03.2015 Wer schützt die Öffentlichkeit eigentlich vor den Märchen, die der NABU mittels seiner Wolfsberater, einer Werbeagentur, seiner Facebook-Seite und Kampagnen „Willkommen Wolf“ und „Rotkäppchen lügt“ landauf – landab verbreitet? Seit über zehn Jahren vermehren sich die Wölfe sehr erfolgreich, ganz allein, ausgehend von der sächsischen Lausitz. Es gibt eine ganze Menge seriöse und wissenschaftlich arbeitende Fachleute zu diesem Themenkomplex. Der NABU mit seinen Aktivisten gehört aufgrund seiner öffentlichen Verlautbarungen sicherlich nicht zu diesem Kreis. Wölfe werden landauf – landab gelobt, als hochsozial, effektiv, anpassungs- und lernfähig, zu Recht, wenn man, mit dem notwendigen Hintergrundwissen ausgestattet, die Entwicklung betrachtet. Jetzt

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Zu den Vorkommnissen in Diepholz-Vechta und Munster:

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03.03.2015 Sebastian Koerner Mir ist kein vergleichbarer Fall der Annäherung von (offensichtlichen) Jungwölfen an sie anschreiende Spaziergänger bekannt. Ich habe aber sowohl in Munster als auch in neun anderen Wolfsterritorien Deutschlands die Erfahrung gemacht, dass Jungwölfe unbedarfter und in diesem Sinne weniger scheu als Altwölfe sind, und dass sie den Menschen nicht so geschickt meiden wie ihre Eltern. Im Laufe seiner individuellen Entwicklung wird dann jeder unbedarfte Jungwolf zu einem Altwolf, der Konflikte mit Menschen so gut er eben kann vermeidet. Die Jungwölfe des Munsteraner Rudels seit dem ersten Wurf im Jahr 2012 scheinen Menschen – im Vergleich zu den Jungwölfen

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Widerspruch: Kein Schnellschuss aus der Hüfte! Zum Artikel von E. Fuhr

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15.01.2015 „Ein Raubtier, das um Kinder schleicht, wie in Niedersachsen geschehen“, meint der bekennende Wolfsfreund Eckhard Fuhr, „muss erschossen werden“. Ist in Goldenstedt ein Wolf „um Kinder geschlichen?“ Nein. Man hat einen Wolf gesehen, in der Nähe des Waldkindergartens. Mehr nicht. Dem sonst so besonnenen Eckhard Fuhr muss der Schreck so richtig in die Glieder gefahren sein. Ein Wolf am Kindergarten! Aber was wir in einem solchen Fall überhaupt nicht brauchen können, ist Hektik, Panik, Aktionismus. Ein Blick in den Katalog der Verhaltensregeln (steht in jedem Managementplan), wie mit „verhaltensauffälligen Wölfen“ umzugehen ist, hätte weiterhelfen können. Ist das niemandem in

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Eckhard Fuhr: Vor Kindergärten haben Wölfe nichts zu suchen

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10.01.2015 Ich bin ein Wolfsfreund und für die Koexistenz von Mensch und Tier, aber so geht es nun wirklich nicht: Ein Raubtier, das um Kinder schleicht, wie in Niedersachsen geschehen, muss erschossen werden. Diese Woche hat ein Wolf, der sich im niedersächsischen Landkreis Vechta in der Nähe eines Waldkindergartens herum trieb, Eltern und Kommunalpolitiker in Aufregung versetzt. Es ist genau die Situation eingetreten, auf die ich bei Veranstaltungen mit meinem Buch „Rückkehr der Wölfe” immer wieder angesprochen werde: Müssen wir um unsere Kinder fürchten, wenn der Wolf umgeht? Der Bürgermeister der nun in Niedersachsen betroffenen Gemeinde Goldenstedt tritt sehr besonnen

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Jägerlatein aus Sachsen

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21.01.2015 Einem Interview der Sächsischen Zeitung mit zwei Jagdfunktionären aus der Lausitz zufolge verfrisst ein Wolfsrudel pro Jahr Wildbret im Gegenwert von etwa 800.000 Euro. Bei dieser Rechnung haben sich die Jäger Detlef Eckert (Kreisjagdverband Oberlausitz) und Christian Berndt (Kreisjagdverband Niederschlesische Oberlausitz) ungefähr um den Faktor 20 verhauen – zu Lasten der Wölfe. Sie gehen davon aus, dass ein Wolfsrudel pro Jahr 510 Stück Wild im Wert von 800.000 Euro erbeutet: 400 Rehe, 45 Stück Rotwild, 65 Wildschweine. Demnach müsste in Sachsen ein durchschnittliches Stück Wild, z.B. ein Reh, etwa 1.569 Euro wert sein. Ich habe vor Weihnachten zwei Rehe

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Fuhrs Hund

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24.12.2014 (Aus der Welt am Sonntag, 07.12.2014) Weihnachten wird es bei uns wohl gebratenen Rücken vom Damkalb geben. Nach meinem Geschmack ist Damwild das beste Wildbret, das in deutschen Wäldern zu jagen ist. Wölfe sehen das genauso, weswegen es in den Wolfsgebieten schwieriger geworden ist, ein Stück zu erbeuten. Manchen Jägern fällt es schwer, mit den Zuwanderern zu teilen. Andere finden die neuen Mitjäger faszinierend. Unerschöpflichen Gesprächsstoff vor und nach der Jagd bietet der Wolf in jedem Fall. In den Wäldern des Truppenübungsplatzes Altengrabow an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt gibt es sowohl Damwild als auch Wölfe. An einer Fotofalle

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Neue Schauermärchen über Wölfe

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24.12.2014 Kaum ist die Petition vom Tisch, die dem Sächsischen Landtag von Manfred Horn überreicht worden war, da macht schon ein neues Papier die Runde, zehn Seiten lang, diesmal von einer „Interessengemeinschaft Sichere Weidewirtschaft“, unterzeichnet von Peter Brandt. Und dann war da noch der „Offene Brief“ von Wendelin Schmücker in Niedersachsen an das Landwirtschaftsministerium – von dem sich der Verband der Niedersächsischen Schafhalter umgehend distanzierte. Schmücker ist Sprecher dieses Verbandes. Allen drei Papieren ist ein und dieselbe Botschaft gemeinsam, wie es die „Interessengemeinschaft Sichere Weidewirtschaft“ formuliert: WIR WOLLEN KEINE WÖLFE. Inhaltlich gleichen sich die Papiere wie ein Ei dem anderen.

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Disput um Zahlen

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Lars Dettmann erhebt Einwände gegen das Interview, das der Deutsche Jagdschutzverband mit Ulrich Wotschikowsky geführt hat und das im Wesentlichen eine Zusammenfassung des Artikels „Wie viel Wolf verträgt das Land?“ in Wolfsite ist. Dettmann: Mich interessiert, wie aus den seinerzeit für den „günstigen Erhaltungszustand“ nötigen gut 30 Rudeln im Managementplan von Promberger & Hofer (1994) heute 333 Rudel werden konnten. Die FFH-Richtlinie galt damals wie heute. Wolfsite: Vor zwanzig (!) Jahren, als Promberger & Hofer den ersten Managementplan für Wölfe erarbeiteten, gab es in der FFH-Richtlinie nur eine juristische Definition (in Art. 1 e und i) des günstigen Erhaltungszustandes, mit

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Wolf in Thüringen räumt auf

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24.08.2014 Kaum hat sich in Thüringen der erste Wolf eingefunden, überschlagen sich Lokalredakteure und Wolfsexperten mit Deutungen des Geschehens und mit Empfehlungen. Unbestritten ist, dass Mitte Mai ein Wolf auf dem militärischen Übungsplatz Ohrdruf fotografiert werden konnte. Auf weiteren Aufnahmen wurde das Tier vom Büro Lupus als sog. C1-Nachweis anerkannt. Es handelt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine einjährige Wölfin. Aber die Thüringer Allgemeine (TA) weiß mehr und zitiert dabei wiederholt einen lokalen Wolfsexperten vom NABU. Weil man mehrmals Losung des Tieres auf Forstwegen gefunden habe, sei die Wölfin bereits „eindeutig territorial“. Nach dem bundesweit anerkannten Monitoringverfahren muss ein Wolf

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Schoss da ein Schamane auf den Isegrim?

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  24.08.2014 Bisher galt für Jäger, die einen Wolf erlegt hatten: schießen, schaufeln, schweigen. Jetzt wurde in Brandenburg ein enthaupteter Wolfsrüde gefunden. Ein Trophäenjäger kann es kaum gewesen sein. Was in dem Radfahrer vorgegangen ist, der in der vergangenen Woche an der Bundesstraße 168 direkt neben einem Hinweisschild auf das Naturschutzgebiet Lieberoser Heide einen kopflosen Wolf fand, kann man nur vermuten. Das südliche Brandenburg ist zwar schon seit geraumer Zeit Wolfsgebiet, doch gehört auch hier der Anblick eines enthaupteten Wolfskadavers nicht zum lebensweltlichen Alltag, weswegen der Radfahrer die zuständige Försterei alarmierte und damit seinen Fund amtlicher Bearbeitung übergab. Deren Ergebnisse

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Pro und Contra: Wolf ins Jagdrecht?

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Jagdmagazin UNSERE JAGD, Nr. 7/2014