Genug Wölfe in Niedersachsen?
20.07.2015
Das Wolfsmanagement in Niedersachsen hat Fahrt aufgenommen. Zwei Wölfe in Munster gefangen und besendert, ein Wolfsbüro mit drei festen Stellen geschaffen, eine Mannschaft von Narkosegewehrschützen benannt – das kann sich sehen lassen nach der winterlichen Schreckstarre, als die Behörden von den Wölfen kalt erwischt wurden. Staatssekretärin Almut Kottwitz hört zu und ergreift Initiativen. Dass es bei der Umsetzung noch an vielen bürokratischen Ecken hakt, sollte man nicht auf die Goldwaage legen.
Nun aber will man sogar untersuchen lassen, wie viele Wölfe im Lande Platz haben. Mit dem Ergebnis soll dann in Brüssel der Schutzstatus des Wolfes hinterfragt werden. So hat es die Staatssekretärin auf einer Bürgerversammlung in Munster verkündet. Ob das allerdings dazu beitragen kann, Konflikte mit Wölfen zu lösen, darf man bezweifeln.
Man braucht nicht viel Phantasie, um sich die Diskussion vorzustellen, die unweigerlich losbrechen wird. Nehmen wir an, die Untersuchung findet im Land Platz für 200 Wölfe, aber das Monitoring zählt 250. Was dann – Feuer frei auf 50 Wölfe? Sicher nicht. Denn durch ihre schlichte Anwesenheit hätten die Wölfe ja nur bewiesen, dass 250 und nicht bloß 200 Wölfe Platz im Lande haben. Die Untersuchung hätte also einen zu niedrigen Grenzwert festgestellt. Kann aber auch sein, dass das Monitoring nur 150 Wölfe zählt. Dann gibt es nichts anderes zu tun als abzuwarten. Oder zu untersuchen, warum es noch nicht mehr sind. Das kann zu peinlichen Schlüssen führen, z.B. illegaler Nachstellung.
Ich kann mir noch weitere Szenarien vorstellen: Etwa, dass sich die Wolfslobby ebenfalls einen Gutachter sucht, der natürlich zu anderen Ergebnissen kommt. Dann kann man die beiden gegeneinander ausspielen, und der schönste Gutachterstreit ist im Gange. Der liebe Himmel möge uns davor bewahren. Fruchtlos wäre der Streit so oder so; denn die gegenwärtige Rechtslage bietet keinerlei Raum, Hand an die Wölfe zu legen.
Keine Untersuchung kann die Frage lösen, wie viele Wölfe in einem Gebiet „Platz haben.“ Die Wölfe beantworten das selbst. Wenn es ihnen zu eng wird, wandern sie ab, oder sie ziehen weniger Jungtiere auf, oder beides. Sie scheren sich nicht um wissenschaftliche Untersuchungen. Wie viele Wölfe wir tolerieren – und nur darum geht es letzten Endes – das ist keine wissenschaftliche, sondern eine politische Frage.
Ihr Ulrich Wotschikowsky
Lesen Sie außerdem die neuen Artikel:
Rubrik AKTUELL:
Rubrik FORUM:
Schießen! Sofort schießen! Ein Interview mit Reinhard Jung, Bauernbund Brandenburg.
Rubrik HINTERGRUND:
Nachbar Wolf. Ein Vortrag von Eckhard Fuhr.
Rubrik ISEGRIM: