DJV stellt Schutzstatus der deutsch-westpolnischen Wölfe erneut in Frage
08.08.2015
Der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) legt nach. Seinem dürftigen Positionspapier zum Wolf ließ er nun eine Pressemeldung folgen, in der er meint, der Schutzstatus der zentraleuropäischen Tieflandpopulation müsse „neu bewertet“ werden. Weil es erwiesen sei, dass es einen Populationsaustausch zwischen den baltischen und den deutsch-westpolnischen Wölfen gebe, sei die zentraleuropäische Population nicht isoliert, sondern Teil der baltischen Population und somit in einem günstigen Erhaltungszustand. Aber das ist nichts Neues. Die genetische Eigenständigkeit ist nun mal für „unsere“ (die deutsch-westpolnischen) Wölfe gegeben, auch wenn gelegentlich Wölfe zwischen dem Baltikum und dem zentraleuropäischen Tiefland hin- oder herwandern. Es gibt keinerlei neue Erkenntnisse, die die gegenwärtig gültige Einteilung der europäischen Wölfe in zehn Populationen in Frage stellen. Und somit keinen Grund, die deutsch-westpolnische Flachlandpopulation in ihrem Schutzstatus herabzustufen.
Das Ansinnen des DJV zielt erkennbar darauf ab, eine Bejagung der Wölfe zu ermöglichen. Gleiches gilt für Bestrebungen z.B. des Landesjagdverbandes Brandenburg (und so mancher Politiker), den Wolf ins Jagdrecht zu übernehmen. In Sachsen lässt sich besichtigen, was dieser Schritt zur Lösung von Konflikten beiträgt: Nichts. Er vermehrt nur den bürokratischen Aufwand, weil neben der Naturschutzbehörde dann auch die Jagdbehörde mitredet. Das Wolfsmanagement in Sachsen läuft gut, aber der Umstand, dass der Wolf dort dem Jagdrecht unterliegt, trägt dazu nichts bei.
Auch der inzwischen fünfte bekannt gewordene Fall eines illegalen Abschusses seit dem Jahr 2000 hat damit nichts zu tun. Der Jägerschaft sind diese Fälle zunehmend unangenehm, denn sie kratzen an ihrem Image als die Hüter und Bewahrer der frei lebenden Tierwelt. Und sogar der Tourismus beginnt, sich der Sache anzunehmen: Im Bayerischen Wald wächst der Zorn von Bürgermeistern, Hotelbesitzern und Tourismusmanagern über die illegalen Luchstötungen der letzten Jahre. Das sei ein Schlag gegen das Erscheinungsbild der Region, in der mit dem Luchs gerne als Symbol einer intakten Natur geworben wird. Das tut man auch mit dem Wolf in Rietschen (Sachsen). Wie lange noch?
Die Wolfsattacke in der Göhrde war also eine Märchengeschichte. Wolfsite hat das von Anfang an so gesehen, anders als Jagdzeitschriften wie das Magazin JÄGER oder die DEUTSCHE JAGDZEITUNG. Sie sind auf ihre eigene Sensationshascherei hereingefallen und stehen nun mit runter gelassener Hose da. Geschieht ihnen Recht. Auf diese Sorte Journalismus können wir gerne verzichten. Vielleicht fällt diesen Blättern ja tatsächlich eine Art Entschuldigung ein. Aber ich wette: Man treibt schon die nächste Sau – sprich Wolf – durchs Dorf.
Im WESERKURIER zieht Lutz Wetzel – Lesern von Jagdzeitungen als Produzent banaler Schmunzelgeschichten nicht unbekannt – gegen das niedersächsische Wolfsmanagement und besonders gegen das Büro LUPUS zu Felde. Das geht gründlich in die Hosen – siehe FORUM.
Mit seiner Aufforderung „Schießen! Sofort schießen!“ in einem Interview mit der TAZ hat sich der Geschäftsführer des Brandenburger Bauernbundes Reinhard Jung eine Anzeige der Tierschutzorganisation PETA wegen „Aufforderung zu einer Straftat“ eingehandelt. Das sei ja nicht wörtlich, sondern „politisch“ gemeint gewesen, meint er. Wie bitte? Sprechen wir zweierlei Sprachen in Deutschland? In besagtem Interview lässt R. Jung keinen Zweifel daran, wie seine Aufforderung zu verstehen ist: Wörtlich. Wo Wölfe in beweideten Gebieten auftauchen, sollte man sie totschießen. Also praktisch überall. Ich bin gespannt, welche Begründung den Justizbehörden einfallen wird, die Anzeige niederzuschlagen (oder glaubt wirklich jemand, es werde zu einer Strafverfolgung kommen?)
Notabene: Der Bauernbund ist der wesentlich kleinere von zwei Bauernverbänden des Landes Brandenburg. Er war während der Erarbeitung des Managementplans aus dem Prozess ausgestiegen.
Wolf and more hätte man die Sendung „Zwischentöne“ des Deutschlandfunks am Sonntag um 13:30 Uhr, 02.August nennen können. Michael Langer befragte mich eineinhalb Stunden lang über Wölfe und mein Leben. Hinterher musste ich mir Vorwürfe anhören, dass ich auf die Sendung nicht aufmerksam gemacht hatte. Wer sie nachhören will, muss nur dem Link „Zwischentöne“ folgen. Und weil einige Hörer das Buch von Bob Hayes „Wölfe im Yukon“ nicht fanden, ist es hier ebenfalls noch mal verlinkt.
Freundliche Grüße