Zur Schutzjagd: Zwischenruf aus Schweden

Zur Schutzjagd: Zwischenruf aus Schweden

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15.03.2019

Der Artikel über die Schutzjagd in Schweden von Peter Peuker/uw hat Michael Schneider auf den Plan gerufen. Michael, Biologe mit deutschen Wurzeln, ist seit fast 20 Jahren Sachverständiger für Raubtierfragen bei der Regierung der Provinz Västerbotten (Sitz Umeå) und damit für die praktische Verwaltung von ungefähr 350 Bären, 150 Luchsen, 120 Vielfraßen, 270 Steinadlern und einigen Wölfen zuständig. Er ist auch Repräsentant Schwedens in der IUCN Bear Specialist Group.

Michael hat unseren Artikel zum Anlass genommen, uns fast das gesamte Wolfsmanagement Schwedens zu erläutern. Das war allerdings nicht das Anliegen von WOLFSITE. Sondern es ging darum zu klären, was unter der schwedischen „Schutzjagd“ zu verstehen ist, die uns einige Jagdbeflissene als „die Lösung“ andrehen wollen, z. B. der DJV und das Forum Natur.

Die Elchjagd bedeutet den Menschen, die fern von den Städten leben, sehr viel. Sie befürchten einen Verlust an Lebensqualität, wenn die Wölfe zu zahlreich werden.

Lesen Sie hier Michaels für die Schutzjagd relevanten Aussagen:

Zur Schutzjagd i.e.S.

„Schutzjagden auf große Beutegreifer werden in Schweden auf unterschiedliche Weise durchgeführt, je nach Landesteil und je nach Tierart. Grundsätzlich gilt, dass die Durchführung einer Schutzjagd dem obliegt, der einen entsprechenden Beschluss von Seiten der Provinzialregierung erhalten hat. In den Fällen, in denen es etablierte Jagdmethoden gibt und auch Jäger vor Ort, die sie beherrschen, werden Schutzjagden von Jägern durchgeführt. In den Fällen, wo etablierte Jagdmethoden und örtliche Jäger fehlen, werden die Provinzialregierungen aktiv. In Nordschweden werden oftmals Hubschrauber eingesetzt, weil sie die Jagd in den weiten und oft menschenleeren Gebieten erleichtern und auch erheblich verkürzen. Aber auch hier werden die Jagden größtenteils von den Betroffenen (in diesem Fall Rentierzüchter) finanziert.“

Ich sehe hier keinen Widerspruch zu unseren Aussagen. Und es ist anzumerken, dass im Wege der „Schutzjagd“ in den letzten drei Jahren ganze drei (!) Wölfe im Zusammenhang mit Weidetieren geschossen worden sind. uw

Zu Wölfen im Rentierweidegebiet:

„Die Angabe, Schweden dulde keine Wölfe im Rentierzuchtgebiet, ist falsch. Die Referenzausbreitung laut FFH-Richtlinie, also das Gebiet, in dem der Wolf in Schweden vorkommen soll, ist fast das ganze Land. Nur in den Bergen in Nordschweden und auf der Insel Gotland braucht die Art nicht vorzukommen. Das Vorkommen im Rentierzuchtgebiet soll laut schwedischem Reichstag allerdings hauptsächlich auf die Gebiete beschränkt werden, wo der Wolf am wenigsten Schäden verursacht. Entnahmen durch Schutzjagd geschehen nur bei großen Schäden, nach einer gründlichen Beurteilung des Problembildes und nach einem Beschluss seitens der Provinzialregierung. Es gibt gut dokumentierte Beispiele von Wölfen, die sich im Rentierzuchtgebiet aufgehalten haben, ohne größere Probleme zu verursachen. So wurden in der Provinz Västerbotten, mitten im Rentierzuchtgebiet, in den vergangenen 23 Jahren von circa 50 verschiedenen Wolfsindividuen lediglich sechs im Rahmen von Schutzjagden entnommen. Das Vorkommen von etablierten Revieren und Rudeln ist im Rentierzuchtgebiet allerdings sehr begrenzt.“

Ich meine, die Zahlen – sechs von 50 Wölfen in einem Zeitraum von 23 Jahren – untermauern, was wir sagen: Die Schutzjagd ist für die Begrenzung der Population gar nicht vorgesehen. Sondern sie soll zum Schutz von Weidetieren dienen – dafür sind in drei Jahren drei Wölfe geschossen worden.

Dass sich die Wölfe den Wunsch des Reichstags zu Herzen nehmen und sich dort ansiedeln, wo sie am wenigsten Schäden machen, kann man abwarten. Eigentlich hatten sie schon 44 Jahre Zeit dazu: so lange ist der Wolf in Schweden bereits geschützt. uw

Zur Zahl 300 Wölfe:

Michael weist darauf hin, dass die genannten 300 Wölfe für Schweden keine „Obergrenze,“ sondern die „Untergrenze“ sind, unter die die Population nicht zurückfallen soll. Allerdings wird diese Zahl in der Politik wie eine Obergrenze interpretiert. Wenn sie nennenswert überschritten ist, werden sofort Anträge für eine Quotenjagd gestellt.