Zahlen & Begriffe 2
15.11.2015
Eintausend erwachsene bzw. geschlechtsreife Wölfe sind das Limit, das die EU für eine Population in „günstigem Erhaltungszustand“ nennt. Wie viele Wölfe sind das insgesamt? Ich möchte die Verwirrung auflösen, die sich im Zusammenhang mit dieser Vorgabe gelegentlich einstellt.
Die meisten Wölfe, etwa 80 – 90%, sind bekanntlich in Rudeln organisiert, der Rest sind Einzelwölfe oder territoriale Paare.
Bei den folgenden Überlegungen beziehe ich mich auf die Zeit um die Jahreswende und gehe von folgenden Annahmen aus:
Annahme 1: Ein Rudel besteht aus acht Tieren:
Zwei adulte – die Eltern.
Vier juvenile – die Welpen. Bei der Geburt sind es im Mittel fünf, ich unterstelle eine frühe Mortalität von 20%, bleiben also vier zum Jahresende.
Zwei subadulte – die Jährlinge, die noch im Rudel verblieben sind. Zwei weitere seien bereits abgewandert.
Annahme 2: Für jedes Rudel gibt es noch jeweils einen erwachsenen (geschlechtsreifen) Wolf in der Population. Er ist noch unverpaart oder bereits Partner in einem territorialen Paar. Für diese Überlegungen soll gelten, dass ein Jungwolf als erwachsen bzw. geschlechtsreif gilt, sobald er das Rudel auf Dauer verlassen hat.
Es gibt also etwa ebenso viele einzeln oder paarweise lebende erwachsene Wölfe wie Rudel. Diese Annahme passt zu den Monitoringergebnissen und unterstellt, dass jeder zweite aus dem Rudel abwandernde Wolf ausscheidet (stirbt oder aus der Population auswandert), bevor er ein territoriales Paar bzw. ein Rudel gründen kann.
Daraus ergibt sich:
Die Gesamtzahl der Wölfe ist die Anzahl der Rudel mal neun.
Eine Population besteht zu etwa einem Drittel aus erwachsenen Tieren.
Die Gesamtpopulation ist die Anzahl der erwachsenen Tiere mal drei. Eine Population mit 1.000 erwachsenen Wölfen besteht aus 3.000 Wölfen aller Altersklassen bzw. aus 333 Rudeln.
Ich betone, dass es sich bei diesem Zahlenspiel um Faustzahlen handelt. Da die Umstände von Gebiet zu Gebiet und von Land zu Land verschieden sind, sind auch Mortalitätsraten und demzufolge Rudelgrößen verschieden. Für eine besser begründete Populationsanalyse haben wir derzeit nicht genügend Daten. uw