Der Rodewaldwolf: ein Testfall für den Umweltmister

Der Rodewaldwolf: ein Testfall für den Umweltmister

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13.03.2019

Es will keine Ruhe einkehren im Wolfsgeschehen von Niedersachsen. Kaum ist der bissige Friedhofswolf von Steinberg vom Tisch, hat Umweltminister Olaf Lies schon ein neues Opfer gefunden: den Leitwolf des Rodewaldrudels. Weil dieser Wolf durch Genanalysen für mehrere Übergriffe auf Nutztiere, darunter auch Kälber und Fohlen, als verhaltensauffällig eingestuft worden ist, darf er „entnommen“ werden. Die Datenlage ist alles andere als niet- und nagelfest, den NLWKN (die Fachbehörde, die die Entnahme genehmigen bzw. anordnen muss) hat sich geschlossen gegen die Entnahme ausgesprochen, der Freundeskreis frei lebender Wölfe hat die Anordnung auf dem Gerichtsweg angefochten, aber das Gericht hat die Anfechtung innerhalb von 24 Stunden abgewiesen. Die Begründung umfasst 14 Seiten. Dass die Justiz so rasch reagiert, möchte man gerne öfter erleben. Für mich allerdings hat der Vorgang, wie man in Schwaben sagt, „a G’schmäckle.“

Viel Zeit bleibt nicht. Die Entnahmeerlaubnis läuft am 31. März aus. Wer das macht, wie es geschehen soll, wie man den Leitrüden überhaupt identifizieren will, bevor jemand den Finger krumm macht (ich gehe mal davon aus, dass er geschossen werden soll, oder denkt etwa jemand ernsthaft daran, ihn zu fangen?) – dazu schweigt sich der Minister aus. In einem breit angelegten Interview in der Lokalpresse hat er kund getan, wie er sich das vorstellt. Oder eher nicht: Er will Störenfriede aus der Wolfskuschlerszene nicht mit Informationen versorgen, die diesen ihre Störmanöver erleichtern. Da ist Herrn Lies Recht zu geben. Aber er meint zu „erahnen“, wo sich der Wolf befindet, er meint, das Tier habe „optische und altersspezifische Merkmale,“ die es ermöglichen, ihn als den „richtigen“ Wolf zu identifizieren – welche sind das? Und was, wenn der Wolf nachts zuschlägt?

Nach Ablauf der Entnahmefrist in 18 Tagen ist immer noch Zeit zu fragen, wie er sich dieses absurde Vorhaben vorgestellt hat. Fachleute können ihm das nicht empfohlen haben.

Lesen Sie die ausführliche Stellungnahme des NABU Niedersachsen!