Zum Tod von Horst Stern
18.01.2019
Horst Stern, der charismatische Buch- und Fernsehautor, Erfinder der Sendung „Sterns Stunde“ in den 1970er Jahren und Begründer der Zeitschrift NATUR ist nicht mehr. Stern war in den 1960er bis 1980er Jahren die Stimme des Naturschutzes. Seine Stimme, seine Sprache waren seine Markenzeichen. Wir hörten und lasen sie mit Genuss im Editorial des von ihm gegründeten Magazins NATUR, in seinen zahlreichen Büchern, und mit einer gewissen Mühe (weil der Mann so unfassbar viel wusste) in seinem Buch „Mann aus Apulien,“ über den Staufenkaiser Friedrich also, das ihm in der Welt der großen Literatur weltweite Anerkennung brachte. Wir hörten sie in seinen „Bemerkungen über …“ – ja worüber? Horst Stern hatte sich den Umgang der Menschen mit Tieren vorgenommen. Das waren freilich keine „Tierfilme.“ Einige seiner Sendungen erzeugten mittlere Erdbeben, z. B. über den Reitsport und die Behandlung von Pferden. Oder über den Rothirsch. Zum besten denkbaren Sendetermin – Heilig Abend 1972, um 20:15 Uhr.
Diese Sendung stürzte das Weltbild der traditionellen, an der Trophäe orientierten Jagd über den Haufen. Nach nicht einmal einer Minute muss vielen Zuschauern der Gänsebraten im Hals stecken geblieben sein. Stern sprach über den Wald und sagte: „Dieser Wald ist krank auf den Tod.“ Und dann wandte er sich der Jägerklientel zu, ganz besonders auch der Forstpartie, die er für die hoffnungslos überhöhten Schalenwildbestände und die verheerenden Verbiss- und Schälschäden anprangerte. Seinen Schlusssatz werde ich nie vergessen: „Man rettet den Wald ja nicht, indem man O Tannenbaum singt!“
Jetzt haben wir keinen Stern mehr, schon lange nicht. Tief deprimiert hatte sich Horst Stern schon vor über dreißig Jahren aus der öffentlichen Debatte zurückgezogen. Er habe nichts erreicht, meinte er.
Lieber Horst – Du hast nicht Recht. Ich weiß mich einig mit vielen Menschen, die Kraft aus Deinen Worten, aus Deiner Unbestechlichkeit und Deinem Charisma gezogen haben. Mein Leben wäre anders verlaufen, wenn ich Dir nicht begegnet wäre. Dafür danke ich Dir von ganzem Herzen.
Ulrich Wotschikowsky