Wolfsmanagement in den Ländern

Wolfsmanagement in den Ländern

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08.07.2018

Rheinland-Pfalz scheint gut vorbereitet auf die Ankunft der Wölfe. Im Landkreis Neuwied sind zwei Tiere bestätigt, ein Rüde und eine Fähe – ob die beiden sich schon gefunden haben, ist nicht bekannt. Landrat Achim Hallerbach hatte am 19.06. zu einem Vortragsabend im Bürgerhaus St. Katharinen eingeladen, 300 Leute füllten den Saal. Barbara Friemel vom Ministerium stellte den Wolfsmanagementplan des Landes vor, und Ulrich Wotschikowsky referierte über „Wölfe! Was kommt da auf uns zu?“ Marcelo Peerenboom moderierte souverän und sorgte dafür, dass die anschließende Diskussion stets sachlich blieb. Bei dem disziplinierten Publikum hatte er damit keine Mühe.

Landrat Achim Hallerbarth (links) freute sich über einen vollen Saal, Barbara Friemel und Ulrich Wotschikowsky (rechts) referierten über Wolfsmanagement und Wölfe allgemein, Marcelo Peerenboom (4. v. l.) moderierte die Diskussion.

Das Land hatte kürzlich den Westerwald mit den Landkreisen Altenkirchen, Westerwald und Neuwied sowie die Stadt Koblenz als Präventionsgebiete ausgewiesen, weil dort mehrere Tiere gerissen worden waren. Mit der Ausweisung zum Präventionsgebiet können Schaf- und Ziegenhalter wolfssichere Zäune kaufen. Das Land übernimmt bis zu 90 Prozent der förderfähigen Kosten. Ein Netz von Beratern steht in den Startklötzen.

Baden-Württemberg war durch das Massaker bei Bad Wildbad mit 44 toten Schafen kalt erwischt worden. Man hat nun ein Fördergebiet ausgewiesen, in dem Herdenschutzmaßnahmen gefördert werden – aber schlicht übersehen, dass man längst hätte ein Netz von Beratern und Rissgutachtern einrichten müssen. Insider sehen den Grund darin, dass der Herdenschutz beim Landwirtschaftsministerium angesiedelt ist, aber Minister Hauck hat erkennbar nichts für Wölfe übrig. Diese „Politik“ geht wieder einmal zu Lasten der Weidetierhalter. Sie fühlen sich von der Politik allein gelassen – zu Recht. Statt sich um die dringenden Aufgaben zu kümmern, die nun mit den Wölfen auf diese zukommen, hat man sich die Zeit damit vertrieben, eine Kooperationsvereinbarung mit Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland zu treffen – für den Umgang mit Problemwölfen und für eine mögliche Radiotelemetrie an Wölfen. Als ob es dafür irgendeinen Anlass gäbe. Und nebenbei bemerkt: In keinem dieser vier Länder hat man Erfahrung mit Wölfen.

In Brandenburg sind viele engagierte Wolfsberater verärgert darüber, wie sich Bauernbund, Forum Natur und noch ein paar andere wolfsfeindliche Gruppen öffentlich aggressiv und mit Falschaussagen in Szene setzen dürfen. Die Wolfsberater haben Recht: Trotz mittlerweile elf Jahren Wolfspräsenz und derzeit über zwanzig Wolfsrudeln gibt es immer noch keine Öffentlichkeitsarbeit, die diesen Namen verdient. In Brandenburg werden nicht die Weidetierhalter, sondern die ehrenamtlichen Helfer von der Politik alleine gelassen. Sie betreiben in dünner Schar (viel Fläche) das Monitoring, müssen sich als Rissgutachter mit verärgerten Landwirten auseinandersetzen und erhalten kaum Feedback, wenn sie nach Zwischenergebnissen aus Beobachtungen fragen, die für ihre Arbeit im Gelände hilfreich wären. In einem zweiseitigen Brief haben sie nun ihre Sorgen dem zuständigen Minister Vogelsänger vorgetragen. Der ließ seinen Pressereferenten eine Antwort formulieren, die die ganze Verständnislosigkeit der Landespolitik aufs Schönste offenbart. Statt auf die Kritikpunkte einzugehen, listet das Ministerium auf, was es alles geleistet habe, und empfiehlt den Schreibern gönnerhaft, sich doch aufs Gute zu besinnen. So also stellt man sich „da oben“ die Zusammenarbeit mit engagierten Bürgern vor: nach Gutsherrenart.

In Thüringen wird das Wolfsgebiet noch in diesem Jahr auf den gesamten Freistaat ausgeweitet. Bisher ist lediglich die Region um Ohrdruf als Wolfsgebiet deklariert. Das Schicksal der beiden Mischlinge der Ohrdrufer Wölfin ist nicht bekannt. Die Verfolgung (Abschussversuche) mussten eingestellt werden, weil nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sich ein weibliches Jungtier bereits gepaart hatte. Bei Wolf-Hund-Mischlingen ist eine verfrühte Paarung wegen des Hundeanteils denkbar.

In der Konferenz der Landesumweltminister in Bremen am 06.-08.06. hat der Wolf nur am Rande eine Rolle gespielt. Im Vorfeld hatten der Deutsche Jagdverband und das Forum Natur, neben anderen, viel Wirbel entfacht, um mit den bekannten, teilweise bizarren Behauptungen und Tatsachenverdrehungen gegen die Wölfe Stimmung zu machen. Hat alles nichts gebracht, die Umweltminister hatten mit Problemen von ganz anderem Kaliber zu tun (z. B. Glyphosat, vergiftete Böden, enormer Flächenverbrauch). Vielversprechend klingt die Anregung, ein bundesweit einheitliches Wolfsmanagement zu entwickeln – aber es ist zu befürchten, dass die Länder auf ihren Sonderwegen beharren werden. Vielleicht sind die Ressortchefs aber auch draufgekommen, was für Bären ihnen da aufgebunden werden – mit „Problemwölfen“, von denen es im Lande geradezu wimmelt, mit „Hybriden“, die wir schlicht nicht haben (außer zwei in Thüringen), mit „dem Ende der freien Weidetierhaltung.“ Könnte es sein, dass man sich in der Umweltpolitik endlich wieder den wirklich wichtigen Dingen zuwendet?