Wölfe! Was kommt da auf Euch zu?
10.01.2018
Unsere Wölfe haben ein heftiges Jahr hinter sich. Man konnte meinen, es wimmle geradezu von „Problemwölfen.“ Richtig daran war nur, dass manche ein Problem mit Wölfen haben. Nicht der einzige Anlass übrigens, mal darüber nachzudenken, ob wir nicht eine ganze Menge von „Problempolitikern“ im Lande haben. Denen ich, um bitte nicht missverstanden zu werden, wahrhaftig nichts Böses wünsche, nur ein bisschen mehr Einsicht und Sachverstand. Wenn sie schon meinen, sie müssten sich zu Wort melden, wäre es ja schön, wenn sie vorher mal zuhören könnten. Das gehört freilich nicht zu den herausragenden Eigenschaften auf der politischen Bühne.
Was wird da wohl im neuen Jahr auf die Wölfe zukommen?
Derzeit beherrscht die Brandenburger Wolfsverordnung die Diskussion. In den nächsten Wochen soll sie veröffentlicht und damit rechtsverbindlich werden. Das war eine schwere Geburt. Aber das Baby ist besser geraten, als man es befürchten musste. In trockenen Tüchern ist es noch lange nicht, und bis das Kind laufen kann, wird es ein paarmal kräftig auf die Nase fallen.
Die neue Landesregierung von Niedersachsen möchte so rasch wie möglich folgen. Der neue Minister Olaf Lies (SPD) verkündet, für ihn sei „die Sicherheit des Menschen oberstes Gebot,“ als ob das etwas Neues wäre. Wie andere vor ihm, so hängt auch er die Diskussion schon wieder an den so genannten „Problemwölfen“ auf und erweckt damit den irreführenden Eindruck, das Land sei voll von diesen Kurtis und Pumpaks – von denen übrigens keiner gefährlich war, allenfalls auffällig. Viel Aktionismus also, und das nicht nur zu Wahlkampfzeiten.
Die Wölfe muss das nicht beunruhigen. In jenen Brandenburger Kreisen, die gehofft hatten, nach Hüftschussmanier Wölfe erschießen zu können, wenn sie nur den Kopf aus dem Wald steckten, etwa beim Bauernbund oder (nicht ganz so krass) beim Forum Natur, ist erstmal Ernüchterung eingekehrt. Aber auch an der Spitze des Ministeriums in Potsdam sollte man sich fragen, ob man diesen Interessengruppen nicht falsche Hoffnungen gemacht hatte. Schadenfreude empfinde ich dabei nicht. Aber ich habe etwas Vertrauen zurückgewonnen in unsere Wolfspolitik, deren Ansehen im vergangenen Jahr arg gelitten hatte, weil sich gezeigt hat: Keine Suppe wird so heiß gegessen wie sie gekocht wird.
Dieses Vertrauen kann einen gleich wieder verlassen, schaut er nach Bayern. Da ist es der Landesanstalt für Landwirtschaft doch eingefallen, ein finanzielles Horrorszenario an die Wand zu malen für den Fall, dass die Wölfe den Freistaat besiedeln. 57.000 km Zaun, das reicht eineinviertel Mal um die Erde, müssten wolfssicher gemacht werden. Das koste 241 bis 413 Millionen Euro, und jedes Jahr 28 – 43 Millionen Unterhalt. Das sei schlicht nicht denkbar, sagte dazu Bauernverbandspräsident Walter Heidl.
Recht hat er. Fragt man sich nur, was dem Landesamt eingefallen ist, solche Zahlen überhaupt in die Welt zu setzen. Mehr als die Hälfte dieser Summe sei für die Einzäunung von Rindern notwendig. Von Rindern? Wo in der Welt zäunt jemand in der Welt Rinder gegen Wölfe ein? „Nicht einen Rappen,“ meint der Schweizer Weideexperte Christian Mettler dazu, habe man in seinem Land bisher für so etwas ausgegeben.
Manche halten das für nichts anderes als amtliche Panikmache. Wen wundert’s: Bayernland in Bauernland. Wahlkampf steht vor der Tür, man schießt sich ein. Wölfe sind als Zielscheibe gerade recht. Das waren sie immer schon und sind es heute noch, oder schon wieder.
Meint Ihr
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