Status November 2016: über 500 Wölfe

Status November 2016: über 500 Wölfe

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28.11.2016

Gegenwärtige Position der Wolfsrudel in Deutschland. Auf die Darstellung von territorialen Paaren und Einzeltieren habe ich verzichtet.

Gegenwärtige Position der Wolfsrudel in Deutschland. Auf die Darstellung von territorialen Paaren und Einzeltieren habe ich verzichtet.

So schnell geht das mit den Wölfen. Am 20.09. waren nach meiner Kenntnis 47 Rudel im Bundesgebiet bestätigt und ich hatte spekuliert, dass vielleicht bald noch ein paar mehr gefunden werden. Dann wäre das halbe Hundert überschritten. Mit meinen aktuellen Recherchen komme ich jetzt, Ende November, auf 60 Rudel.

Am 23.09. meldete das Bundesamt für Naturschutz (BfN) 46 Rudel, dazu 15 territoriale Paare und drei Einzelwölfe. Das ist kein Widerspruch. Denn das BfN bezog sich auf den Stand zum Ende des vergangenen Monitoringjahres, das ist der 30. April 2016. Von den territorialen Paaren zu Jahresbeginn haben einige im Frühjahr Welpen geboren und sind damit zum Rudel „aufgestiegen“. Es hat also alles seine Ordnung.

Beim jährlichen Treffen der Monitoringteams der Länder im September – dabei werden die aufgelaufenen Daten abgeglichen – wurde die Anzahl der territorialen Paare für das Monitoringjahr 2014/15 von acht auf 19 korrigiert. So erklärt sich der sprunghafte Zuwachs der Rudel. Auch künftig wird es notwendig werden, die Zahl der territorialen Paare im Nachhinein nach oben zu korrigieren, weil sie sich oft erst ein Jahr später – wenn sie Welpen haben – als Paar des Vorjahres identifizieren lassen. Beispiele dafür sind die beiden benachbarten Rudel Schneverdingen und Visselhövede (beide Niedersachsen). In einigen Fällen ist auch der Status „Rudel“ noch nicht sicher. Das wird erst möglich sein, wenn demnächst die Analyse der genetischen Proben abgeschlossen ist.

In der Zusammenschau hat sich das von sesshaften (territorialen) Wölfen besetzte Areal binnen Jahresfrist um 33% vergrößert. Die Anzahl der erwachsenen Wölfe zum 30. April 2016 (Ende des Monitoringjahres) wird auf etwa 130 geschätzt. Die unsicheren Kandidaten sind dabei die Einzelwölfe, die mit Eintritt der Geschlechtsreife das Elternrudel verlassen und unstet umherwandern. Sie sind schwer nachweisbar.

Wolfsite-Leser wissen, dass ich für den Winterbestand eine eigene Schätzung mache: Ich multipliziere die Anzahl der Rudel, die nach und nach durch Welpennachweise bestätigt werden, mit dem Faktor 9 und erhalte damit für das Jahresende (Monat 12 – nicht Monat 4!) die ungefähre Populationsgröße. 60 mal 9 – das wären 540 Wölfe zu Ende 2016. Ein Drittel davon wären erwachsene Tiere – das ergäbe 180. Diese Schätzung – nicht „Berechnung!“ – passt, wie ich meine, recht gut mit dem Endergebnis für das Monitoringjahr 2015/16 zusammen. Denn seither sind aus mehreren Paaren Rudel geworden, die Welpen aufgezogen haben, und aus Jährlingen sind Kandidaten für neue territoriale Paare geworden.

Das ist eine umständliche Erklärung, ich bitte um Nachsicht – ich muss es immer wieder erleben, dass das Monitoringjahr mit dem laufenden Jahr durcheinander geworfen wird.

Also fasse ich zusammen: Wir können zum Jahresende im Bundesgebiet mit etwa 60 Rudeln rechnen, dazu mit einer unbekannten Zahl von territorialen Paaren (diese stellen sich um diese Zeit erst zusammen) und einer ebenfalls unbekannten Zahl von unverpaarten jungen Einzelwölfen. Insgesamt etwa 540 Wölfe. Das Wachstum der Population wie auch des besetzten Areals liegt bei etwa 30%.

Aus dem Bericht der Monitoringteams (er ist nicht öffentlich verfügbar) ist noch erwähnenswert, dass 37 Wölfe im Monitoringjahr 2015/16 tot aufgefunden wurden, davon 30 Verkehrsopfer, fünf illegale Tötungen, eine angeordnete Tötung (MT6, Munster) und ein aus natürlichen Gründen verendetes Tier. Die Mindestanzahl nachgewiesener Welpen betrug 165.