Brandenburg: Plenum zum Wolfsmanagement

Brandenburg: Plenum zum Wolfsmanagement

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14.12.2016

Dem turnusgemäßen Plenum zum Wolfsmanagement – dem dritten seit Inkrafttreten des Wolfsmanagementplans in Brandenburg – war diesmal heftiges Säbelrasseln einiger Nutzerverbände vorausgegangen. Es stand die Drohung im Raum, das Plenum zu verlassen, wenn nicht einige Forderungen aufgenommen würden, die bereits im Jahr 2012 zu einer Zerreißprobe geführt hatten: Obergrenzen, wolfsfreie Gebiete, Rechtsanspruch auf volle Entschädigung. Das Ministerium hatte jedoch rechtzeitig klargestellt, dass man so nicht miteinander verhandeln könne und wolle. Niemand verließ das Plenum, das so zahlreich aufgetreten war wie nie zuvor – 75 Namen sind auf der Teilnehmerliste eingetragen. Staatssekretärin Dr. C. Schilde hatte angekündigt, am Plenum teilzunehmen, was sie auch tat, bis zur letzten Minute.

Von links Staatssekretärin Dr. Schilde, Wotschikowsky (Protokoll), Prof. Röhle (Moderation), A. Piela und E.Klug(Ministerium). Foto Herklotz/BauernZeitung.

Von links Staatssekretärin Dr. Schilde, Wotschikowsky (Protokollführung), Prof. Röhle (Moderation), A. Piela und E. Kluge (Ministerium). Foto Herklotz/BauernZeitung.

Ebenfalls im Vorfeld hatten Bauernverband und Bauernbund eine Änderung der Tagesordnung verlangt, doch wollten sie die Begründung dafür erst während der Plenumsbesprechung geben. Das hatte das Ministerium ebenfalls abgelehnt, kam aber nach der Begrüßung durch die Staatssekretärin sofort zur Sprache: Reinhard Jung vom Bauernbund forderte, auf die Statusberichte (Stand der Wolfspopulation, Schadensstatistik, Präventionsmaßnahmen etc.) zu verzichten (das sei alles im Internet aufgeführt und wer wolle, der könne sich dort informieren) und den Punkt „Evaluation und Fortschreibung des Managementplans“ vorzuziehen.

Was sich im Vorfeld angedeutet hatte, wurde jedem Teilnehmer klar: Da entwickelte sich ein Machtgeplänkel zwischen Nutzern, Schützern und Behörden. Der aggressive Ton der Vertreter von Bauernverband und Bauernbund trug nicht wenig dazu bei.

Prof. Heinz Röhle, der die Besprechung moderierte, löste den Knoten. Den Berichterstattern (Jens Teubner – Wolfsmonitoring, Carina Vogel und Karin Todt – Schadensstatistik und Prävention, sowie Andreas Piela – Ergebnisse der Arbeitsgruppen Herdenschutz sowie Wolf und Jagd) wurden je nur zehn Minuten eingeräumt. In den vergangenen Jahren war damit stets der gesamte Vormittag vergangen. Die Berichterstatter präsentierten das Wesentliche in weniger als sieben (!) Minuten, die Diskussionszeit wurde drastisch beschränkt – das alles kann im Nachhinein als ein deutlicher Fortschritt registriert werden. So konnte man noch vor der Mittagspause „ans Eingemachte“ gehen – nämlich der Diskussion des Managementplans.

Die „Diskussion“ war dann aber gar keine. Denn die Runde stimmte dem Vorschlag von Röhle zu, zunächst nur Defizite des aktuellen Managements zu sammeln, ohne sie zu diskutieren (das war gewöhnungsbedürftig und fiel manchen anfangs schwer), sodann in einer zweiten Runde Änderungswünsche zu nennen – wiederum ohne Diskussion. Diese soll am 05. April 2017 erfolgen, also in einer weiteren, zusätzlichen Plenumsrunde. Vorher wird das Ministerium die vorgebrachten Defizite und Änderungswünsche auflisten und sortieren, vor allem aber die Rechtslage abklopfen. Denn hier liegt der Hund begraben: Viele Änderungswünsche gehen über den Gesetzesrahmen hinaus, der in einem Managementplan eingehalten werden muss. Das war schon das Dilemma vier Jahre zuvor, als die Nutzerverbände darauf bestanden hatten, einen Katalog von Maßnahmen aufzunehmen, die durch geltendes Recht nicht gedeckt waren.

Aus einigen Kommentaren, die mir vonseiten der Nutzerfraktion zugegangen sind (wofür ich mich herzlich bedanke), ist zu entnehmen, dass diese den 14. Dezember als großen Erfolg feiert. Die Schutzverbände, so ist zu lesen, seien klar in der Minderheit gewesen und hätten sich kaum geäußert. Auch der Jagdverband sei kaum in Erscheinung getreten. Das mag alles stimmen. Denn weil das Verfahren so angelegt war, dass eine kritische Debatte über die vorgebrachten Defizite und Änderungswünsche gar nicht aufkommen konnte, war das Feld jenen überlassen, die Einwände gegen die Wölfe haben. Gut so. Dass sich die Teilnehmer so manche Eloge anhören mussten, die nicht von Sachverstand, sondern Vorurteilen und wenig Kenntnis getragen war, wurde hingenommen. Niemand unter den Wolfsskeptikern darf sich nach diesem Plenum darüber beklagen, dass er nicht gehört wurde.

Im April 2017 wird es heftig zur Sache gehen. Dann läuft der Managementplan ab und muss neu aufgelegt werden. Man darf gespannt sein, wie sich das Ministerium (verantwortlich für die Wahrung der Rechtslage und natürlich für das Management), die Schutzverbände (als Anwälte der Wölfe) und die Nutzerfraktion (als deren natürlicher Gegenpart) positionieren werden. uw