Wer blökt am besten?

Wer blökt am besten?

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01.04.2019

Die Bayerische Staatsregierung wird vor Beginn der Weidesaison im Juni zu einem Wettbewerb im Blöken einladen. Aus gewöhnlich gut informierten Kreisen war zu erfahren, dass das Landwirtschaftsministerium aus dem Kreis der besten Blöker eine Mannschaft aus freiwilligen Wolfsabwehrern nach dem Vorbild der französischen Luparii zusammenstellen will. Die Luparii waren zu Zeiten Karls des Großen mit der Verfolgung bzw. Vertreibung der Wölfe beauftragt. Der Wettbewerb soll nach den bewährten Regeln des Hirschröhrens ablaufen. Beim Wettbewerb der besten Röhrer gewinnt, wer sich akustisch am besten so ausdrücken kann wie ein Hirsch. Lautinstrumente und andere Hilfsmittel sind beim Blökwettbewerb allerdings nicht zugelassen.

Blöker, die sich für den Job interessieren, werden in Schulungen auf ihre schwierigen Einsätze vorbereitet. Sie sollen Weidegebiete, die nicht gegen Wölfe geschützt werden können, von Wölfen freihalten, welche Weidetiere bedrohen. Weil man aber im Ministerium durch umfangreiche Pilotstudien zu der Erkenntnis gelangt ist, dass solche Wölfe nur sehr unregelmäßig und meist nachts auftauchen, sollen sie von blökenden Luparii zunächst aus dem Waldesdunkel herausgelockt werden. Über die dann vorgesehenen Schritte wird derzeit noch zwischen Umwelt- und Landwirtschaftsressort verhandelt. Da Schießen nicht in Frage kommt, steht die Möglichkeit im Raum, neugierige Wölfe einfach mit geballter Lautstärke niederzublöken. Der Tourismusverband hat bereits seinen Widerstand gegen permanentes Blöken bekundet. Der Jagdverband hat umgehend Einspruch gegen die Abschusspläne angekündigt und sieht das Reviersystem in Gefahr.

Ursprünglich, so war zu vernehmen, sollte es nicht Blök-, sondern Mähwettbewerb heißen – in Anlehnung an die arttypische Lautäußerung von Schafen, nämlich Mähen. Auf die Zweideutigkeit des Begriffs wurde man erst aufmerksam, als ratlose Bäuerinnen im Ministerium darauf hinwiesen, dass es im weißblauen Freistaat zwar reichlich Laptops und Lederhosen gäbe, aber kaum mehr Sicheln und Sensen.