Techtelmechtel mit Dunja

Techtelmechtel mit Dunja

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09.08.2017

Ausschnitt 2

Dunja Hayali ist eine respektable Journalistin, bekannt für Unerschrockenheit, unbequeme Fragen und präzise Recherche. Am 09. August brachte sie in ihrer Abendsendung im ZDF einen Beitrag (ab Minute 50) über unsere Wölfe. Im Vorfeld hatte die Redaktion sich bei mir nach guten fachlichen Kontakten erkundigt, die konnte ich liefern. Für die Hayali tu ich alles, sagte ich noch. Eine Teilnahme an der Sendung hatte ich abgelehnt, der Aufwand schien mir unangemessen.

Aber an fachlicher Kompetenz war dem ZDF gar nichts gelegen. Als „Fachmann“ erschien: Andreas Kieling.

Derselbe Kieling, der bekanntlich vor drei Jahren einen Film über die Wölfe der Lausitz gedreht hatte, die slowakische Wolfshunde waren. Der dem Fernsehpublikum vorgegaukelt hatte, seine Aufnahmen von Wolfswelpen seien in freier Natur gemacht worden, was nicht stimmte. Der sein Publikum für dumm verkauft hatte. Das ZDF hat sich später für diesen Fake umständlich entschuldigt. Genau diesen Kieling aber hatte sich Dunja Hayalis Redaktion für ihre Wolfssendung ausgesucht.

Die Sendung begann mit schlimmen Bildern gerissener, ja bei lebendigem Leib angefressener Kühe bei Cuxhaven. Das dort sesshafte Rudel hat sich auf Rinder nicht „spezialisiert,“ aber es hat erkannt, dass sich die Tiere dort in den wassergesättigten Wiesen nur sehr schwer schützen lassen. In den letzten Monaten sind die Wölfe dort etwa im Zweiwochentakt immer wieder mal über ein Rind hergefallen und haben es umgebracht oder übel zugerichtet.

Was man denn gegen solche Vorfälle, ja überhaupt gegen das schlechte Image des Wolfes tun könne, fragte Dunja Hayali den Tierfilmer. Der genoss seine Bühne. In einem Outfit, als käme er geradewegs aus dem Wald, reckte er die Profilsohlen seiner Schuhe werbewirksam in die Kamera und verbreitete Plattitüden. „Aufklärung!“ antwortete er. Das wiederholte er mehrere Male.

Man muss sich mal vorstellen, wie das bei einem Landwirt von Cuxhaven ankommt, der morgens auf der Weide seine Kuh liegen sieht, blutüberströmt, starr vor Schmerzen. Ich bin wahrhaftig nicht bekannt dafür, wegen der Wölfe Panik zu verbreiten. Aber ich habe mich bemüht, mich in die Gefühlswelt eines Landwirts zu versetzen, und es ist mir nicht wohl dabei.

Worüber, bitte sehr, soll man die Landwirte dort „aufklären?“ Wie viele Tonnen Papier soll man noch bedrucken mit Texten wie „Wir müssen lernen, mit dem Wolf zu leben!“ oder „Willkommen Wolf!“ Hat es jemals einen solchen Aufwand an Information und Aufklärung in unserem Lande gegeben wie im Zusammenhang mit der Rückkehr der Wölfe? Hat jemand die Merk- und Faltblätter, die Broschüren, die Ausstellungen, die Vorträge, die Interviews im Rundfunk, die Fernsehbeiträge, die Richtlinien und Managementpläne zusammengezählt, die zum Thema Wolf produziert worden sind?

Freilich kann es gar nicht genug von solider Information über Wölfe geben. Aber in Cuxhaven braucht es nicht „Aufklärung,“ sondern einen effizienten Schutz der Weidetiere. Dazu muss man sich in den wassergetränkten Wiesen dort endlich etwas einfallen lassen. Es wird nicht billig, aber man muss Farbe bekennen in Hannover. Noch ist es nicht so weit, dass man in Erwägung ziehen muss, das gesamte Cuxhavener Rudel zu eliminieren  – aber wenn sich bei nüchterner Überlegung herausstellt, dass es dort mit Wölfen nicht geht, dann muss auch die Frage erlaubt sein, ob man das nicht tun sollte.

Da wäre es für eine Journalistin vom Kaliber einer Dunja Hayali so richtig spannend und für den Filmemacher eng geworden. Aber spätestens als der auf seine Beiträge bei TERRA X verwies, eine ZDF-Sendung, musste es der letzte begriffen haben:

Es ging gar nicht um Wölfe. Das war eine Werbesendung für den ZDF-Filmer Kieling.

Unterschrift UW

 

 

 

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