Status Februar: Weniger Wölfe.

Status Februar: Weniger Wölfe.

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19.02.2015

Trendwende? So sieht es aus. Es sind weniger Rudel als vor einem Jahr. Die dramatische Zunahme der Wölfe bleibt aus.

Eine Wolfpopulation kann sich etwa mit dem Faktor 1.3 vermehren: Aus 100 Wölfen werden im folgenden Jahr 130, und so weiter. Voraussetzung: keine großen Verluste, z.B. durch Verkehr oder illegale Jagd. Aus den 27 Rudeln des Vorjahres (Ergebnis des bundesweiten Monitorings, Stichtag 30. April) hätten also 35 Rudel werden können. Theoretisch. Aber derzeit sind es nur noch 25. Auch die Meldungen von einzelnen Wölfen deuten nicht darauf hin, dass unser Land von Wölfen förmlich überrannt wird, wie es manche befürchten.

Für Aufregung besteht noch kein Anlass. Warten wir ab, was aus den territorialen Paaren wird, und vielleicht erscheint auch noch das eine oder andere Rudel oder Paar, wo man es nicht erwartet hat.

Zahl der Rudel

Zahl der Rudel und Paare Februar 2015

 

Hier ein paar Neuigkeiten und ein Fake:

Erstmals ist in Nordrhein-Westfalen ein Wolf genetisch nachgewiesen worden. Am 28. Dezember war im Kreis Minden-Lübbecke ein Schaf mit Bissverletzungen aufgefunden worden. Am 22. Januar wurde ein weiterer – oder derselbe – Wolf von einer Wildkamera im Kreis Siegen-Wittgenstein erfasst. Eine genetische Identifikation steht noch aus.

Die vom Spremberger Rudel (Sachsen) abgewanderte Wölfin, die im Frühjahr vorigen Jahres – nach einer kurzen Visite bei Zwickau – bei Ohrdruf in Thüringen fotografiert und genetisch identifiziert werden konnte, ist im Januar erneut nachgewiesen worden, wieder bei Ohrdruf. Damit handelt es sich nun um ein ortsfestes Tier. Als ortsfest gilt ein Wolf, wenn er sich über mindestens sechs Monate in einem begrenzten Gebiet aufgehalten hat.

In Bayern hat eine gerissene Hirschkuh im Landkreis Miesbach für Aufregung gesorgt. „Die Spurenlage“, teilte das Landesamt für Umwelt und Verbraucherschutz umständlich mit, deute „auf ein hundeartiges Tier (großer Canide) als Verursacher hin, ein Wolf sei derzeit als Verursacher nicht sicher auszuschließen.“ Das Ergebnis der genetischen Analyse wurde heute veröffentlicht: Hund, nicht Wolf. Anhand der Spurenlage waren Leute vom Netzwerk große Beutegreifer von zwei Tieren ausgegangen – das machte Wölfe von vornherein unwahrscheinlich; denn Wölfe wandern einzeln, nicht paar- oder gar rudelweise.

Die sprachliche Vorsicht – „großer Canide“ – ist allerdings nicht ganz unbegründet. In Baden-Württemberg kam das Fotofallenbild eines großen Caniden in Umlauf, das nach Einschätzung von Fachleuten einen gut genährten Goldschakal zeigt. Das war ein Fake: Das Foto stammt nicht aus Baden-Württemberg.

In Sachsen sind das Kollmrudel und das Hohwaldrudel (das bisher einzige südlich der A4 Dresden – Görlitz) nicht mehr existent. Das Hohwaldrudel hätte, so war gehofft (bzw. befürchtet) worden, seine Jährlinge Richtung Westen ins Erzgebirge schicken können: Dort liegen große wildreiche Waldreviere. Aber seit Monaten scheint sich nur noch ein einzelner Wolf im Hohwald aufzuhalten. In Brandenburg ist die Lage bei mehreren örtlichen Wolfsvorkommen ebenfalls nach wie vor unklar.

Von einer Neubildung von Rudeln oder Paaren ist derzeit nichts bekannt. Trotzdem wird von verschiedenen Seiten munter über eine rasante Zunahme der Wölfe schwadroniert. Der NABU zählt einfach alle von den Ländern gemeldeten Rudel und Paare zusammen und kommt auf 34 „Rudel“. Offenbar wird dabei übersehen, dass ein Rudel in der Nähe von Ländergrenzen jeweils als „eigenes“ angegeben wird. Organisationen von Wolfsgegnern, z.B. No Wolf, zählen gleich 40 Rudel bzw. 450 Wölfe, freilich ohne jede Datengrundlage. Wolfsite kommt beim besten Willen auf nicht mehr als 26 Rudel – wenn überhaupt, und dazu fünf territoriale Paare. Also weniger als vor knapp einem Jahr.

Status Wölfe (10.02.2015)

Status Wölfe (10.02.2015)