Gegenrede: Wozu braucht der Wolf den Jäger?

Gegenrede: Wozu braucht der Wolf den Jäger?

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Wotsch k

Mit seinem düsteren Szenario vom menschenleeren Wald betreibt Jägerpräsident Dr. Vocke nichts als Panikmache. Er sollte einmal zum Schwammerlsuchen nach Sachsen oder Brandenburg fahren. Da würde er Augen machen, wie viele Leute sich da im Walde tummeln. Sind Sachsen und Brandenburger also mutiger als Bayern? Ich glaube kaum. Auch Joggern, Bikern und sogar Müttern mit Kindern begegne ich dort in freier Natur regelmäßig. Der Bürgermeister von Rietschen – die Gemeinde liegt im Territorium des Daubitzer Rudels – lobt die Wölfe sogar als Geschenk des Himmels, weil sein entlegener Ort nun spürbar vom Wolfstourismus profitiert.

Der Jägerpräsident liegt auch daneben, wenn er beklagt, die deutschen Schäfer verfügten nicht mehr über das Wissen, wie man mit Wölfen umgeht. Dieses Wissen bestand in erster Linie darin, wie man den Wolf mit allen denkbaren Mitteln umbringen konnte. Gott sei Dank sind diese Zeiten vorbei. Für Schäfer in Deutschland sind rumänische, italienische oder albanische Hirten so oder so kein geeignetes Beispiel. Denn welcher deutsche Schäfer möchte zu solchen Hungerlöhnen Schafe hüten! Bei uns liegt die Chance in technischem Knowhow – Elektrozäune plus Herdenschutzhunde. Das kostet Geld und muss von der Gesellschaft bezahlt werden; denn sie ist es, die die Wölfe zurückhaben will. Und es wird bezahlt, wenn auch nicht auf den letzten Heller und Pfennig. Viele Schäfer in NO-Deutschland schützen ihre Tiere schon längst mit Erfolg. Wölfe sind insgesamt übrigens billiger als Kormorane oder Wildgänse. Von Rot- und Damhirschen, Wildschweinen und Rehen gar nicht zu reden.

Heike Hampl hat nicht Recht, wenn sie meint, das Thema Wolfsabschuss sei tabu. Alle Wolfs-Managementpläne (sie sind Ländersache, auch Bayern hat einen) sehen ausdrücklich die „Entnahme“ (sprich Abschuss wie beim Bären „Bruno“) eines Wolfes vor, wenn er als „verhaltensauffällig“ identifiziert ist und andere Mittel – etwa Vergrämung – nicht greifen. Und Frau Hampl liegt völlig daneben, wenn sie glaubt, Jäger seien in der Lage zu beurteilen, ob ein Wolf als „verhaltensauffällig“ eingestuft werden muss oder nicht. Das ist sehr schwierig und deshalb Sache von Experten.

Frau Hampl weiß offensichtlich auch nicht, wie bescheiden der Beitrag ist, den Jäger zum Wolfsmonitoring leisten. In Sachsen waren es im letzten Jahr gerade mal sieben Promille (!), in Brandenburg immerhin zwei Prozent der gemeldeten Beobachtungen. In Niedersachsen, wo das Monitoring der Jägerschaft übertragen ist, haben sich im Frühjahr dieses Jahres eklatante Lücken und Mängel gezeigt, als es darauf ankam, die unangemessen vertrauten Wölfe auf dem Übungsplatz Munster dingfest zu machen.

Wölfe könnten den Jäger beim Monitoring durchaus brauchen – aber den Jägern geht es bisher, das beweisen die Verlautbarungen ihrer Landesvertreter, ausschließlich um eins: Sie wollen den Schutzstatus des Wolfes aufweichen, damit sie möglichst bald Wölfe schießen können.