Nötig wie ein Kropf – ein Wolf in Bayern

Nötig wie ein Kropf – ein Wolf in Bayern

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Der Oberstdorfer Wolf, fotografiert mit einer Handykamera (© LfU).

18.08.2014

Am ersten Juni-Wochenende ist in der südwestlichen Ecke von Bayern, bei Oberstdorf, ein Wolf von einem Berufsjäger mit der Handykamera aufgenommen worden. Willkommen ist er nicht. „So nötig wie ein Kropf“ befand der Vorsitzende des Alpwirtschaftlichen Vereins Allgäu Franz Hage den Immigranten. Man sollte ihn „möglichst schnell vertreiben.“ So ist das mit dem Rechts- und Naturverständnis am Nordrand der Alpen: EU-Recht, FFH-Richtlinie, Bundes- oder Landesnaturschutzgesetz – das scheinen exotische Dinge zu sein, die für manche Leute nicht gelten. Jedenfalls dann nicht, wenn sie Weidetiere halten.

Der Oberstdorfer Wolf ist nur wenige Tage zuvor in Lech am Arlberg von zwei Jägern auf Video festgehalten worden, als er versuchte, ihnen ein Stück Rotwild zu stehlen, das einer der Jäger Minuten vorher erlegt hatte. Ein genetischer Vergleich von Speichelproben an dem Rotwild und im Allgäu an einem gerissenen Reh hat ergeben, dass es sich um ein und dasselbe Tier gehandelt hat. Ein „gigantisches Erlebnis“ sei das gewesen, sagte der Jäger Max Walch gegenüber der Presse. Der Gedanke, den Wolf „möglichst schnell zu vertreiben“, ist ihm offenbar nicht gekommen.

Der genetische Nachweis verortet die Herkunft des Wolfes in Italien. Er ist der zweite oder dritte Einwanderer in den Freistaat in diesem Jahr. Im März war bei Oberaudorf (Kreis Rosenheim) ein Wolf genetisch an einer gerissenen Hirschkuh nachgewiesen worden. Drei Wochen später wurde bei Dorfen, etwa 70 km nördlich davon, ein Wolf von einer geistesgegenwärtigen Autofahrerin auf einem Feld fotografiert. Das kann, aber es muss nicht der Oberaudorfer Wolf gewesen sein. Sicher ist, dass der Wolf von Oberaudorf nicht identisch ist mit dem Oberstdorfer Wolf.