Zhoh – the Clan of the Wolf; von Bob Hayes

Zhoh – the Clan of the Wolf; von Bob Hayes

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28.11.2016

zhoh

In englischer Sprache!

Der kanadische Wolfsforscher Bob Hayes, Insidern bekannt durch sein Buch Wölfe im Yukon, hat sich literarisch auf neues Terrain begeben. Seine Novelle spielt vor 14.000 Jahren im hohen Norden Kanadas, als die Eiszeit zu Ende geht und die ersten Menschen auf dem amerikanischen Kontinent erscheinen. Hayes erzählt das Schicksal zweier junger Menschen, die ihren Clan – Zhoh, den Wolfsclan, und Shii, den Bärenclan – verloren haben. Eine Schlüsselrolle in dem Geschehen spielt ein junger Wolf. Bob Hayes gelingt eine fesselnde Story, die einen bis zur letzten Seite nicht aus ihrem Bann entlässt.

Das Buch ist bei uns nur über info@woelfeindeutschland.de und nur in englischer Sprache erhältlich. 20 Euro incl. Porto und Versand.

 

Eins der ersten druckfrischen Exemplare hat sich Melissa Stahl geschnappt. Sie studiert Germanistik in München. Ich habe sie gebeten niederzuschreiben, was sie von „ZHOH“ hält. Hier ist ihre Rezension:

Das Leben von Mensch und Tier – verbunden durch die gleichen Grundbedürfnisse, in einer unwirtlichen Welt vor über 16.000 Jahren.

Die Handlung beginnt 14.000 Jahre vor Christus in der arktischen Tundra im kanadischen Yukon. Wir verfolgen eine Nomadengruppe, den Wolfs-Clan, und ihren täglichen Kampf um das (Über-) Leben. Der Wolfs-Clan nimmt zwei Kinder bei sich auf, Naali und Barik, die alleine in der Tundra überlebt haben. Schnell stellt sich heraus, dass sie auf der Flucht vor einem brutalen Buschmann sind, der ihre Familie getötet hat. Naali hat die Fähigkeiten einer Traumreisenden, kann die Zukunft sehen und mit Tieren kommunizieren. Als sie eine dunkle Vorahnung hat, schenken ihr die Männer jedoch nicht genug Glauben und ein tragisches Ereignis tötet fast alle Mitglieder des Clans. Außer Kazan, seiner Mutter Assan, seiner Schwester So´tsal und den Kindern Naali und Barik gibt es keine Überlebenden. Getrennt von seiner Mutter und Schwester und in dem Glauben beide wären tot, schließt sich Kazan mit Naali und Barik zusammen. Die Kinder finden ein Wolfsjunges und nennen es Zhoh. Nun beginnt ihre Reise durch die Tundra auf der Suche nach Nahrung und Schutz. Der Buschmann One-Eye hat indessen Kazans Mutter und Schwester in seiner Gewalt und es ist nur eine Frage der Zeit, wann die beiden Gruppen sich wieder begegnen.

Hauptthema ist das zwischenmenschliche Zusammenleben in der vorzeitlichen Welt. Immer wieder kommt es zu Konflikten innerhalb des Clans, im Besonderen zwischen Barik, Kazan und Naali. Dabei spielt die innere Zerrissenheit Bariks eine große Rolle und führt letztendlich auch zu seiner Verbannung. Naalis und Kazans Schicksal ist mit dem des Wolfsjungen eng verwoben, während Barik sich nach seiner Verbannung dem Buschmannn anschließt und sich nach Rache sehnt.

Bob Hayes schafft es, eine prähistorische Welt zu schildern, die für den Leser genauso natürlich und realistisch wirkt wie ein Spaziergang durch den Park. Durch einen malerischen, detaillierten Erzählstil zaubert Hayes dem Leser die Landschaft der vorzeitlichen Tundra vor Augen. Seine Sprache ist authentisch und schafft eine gewisse Distanz zwischen Leser und Hauptpersonen. So fühlt sich der Leser eher wie ein Beobachter, der nicht in das Geschehen eingreifen kann. Der immer wieder plötzlich einsetzende Perspektivenwechsel zwischen den Charakteren ist anfangs zwar etwas ungewohnt, hilft aber dem Leser, die Gruppendynamik und Psychologie innerhalb des Clans besser zu verstehen. So wird trotz der Distanz zum Geschehen ein gewisses Mitgefühl zu den Figuren hergestellt. Der Plot ist zu keiner Zeit absehbar und birgt damit einen großen Spannungsfaktor. Das Lesen des Romans fühlt sich also eher an wie eine Schilderung realer Beobachtungen denn als Fiktion. Alles wirkt extrem natürlich, sowohl schön als auch brutal. Als Biologe und Naturforscher bringt Hayes eine Natürlichkeit in sein Werk, wie sie selten in fiktionalen Büchern zu finden ist. Dem Leser wird schnell klar: Die ungezähmte, ursprüngliche Natur ist weder gut noch böse, sie IST. Genauso lässt sich in Hayes‘ Roman auch nicht voraussagen, wie es auf der nächsten Seite weiter geht, und immer wieder wird der Leser von den literarischen Hakenschlägen überrascht. Der Gebrauch von Worten aus der Sprache der Gwich´in – der heute noch dort lebenden dominierenden First Nation – unterstreicht die Glaubhaftigkeit der Geschichte und lässt den Leser das Leben und Handeln vor über 16.000 Jahren näher nachfühlen. Zeichnungen und Karten illustrieren die Geschichte, wobei die Anordnung der Einzelnen Karten doch sehr willkürlich

„ZHOH – The Clan of the Wolf“ ist ein absolut lesenswertes Buch für alle, die gerne Abenteuerromane lesen und sich für die raue Schönheit der vorzeitlichen Natur begeistern können. Aber auch so mancher Sachbuchleser wird überrascht sein, wie simpel und realistisch Hayes eine komplexe Geschichte erzählt, so dass die Seiten zwischen den Fingern dahinzufliegen scheinen.

Melissa Stahl