Bernd Krewer: Wölfe in Deutschlands Wäldern?
22.08.2014
Der rote Teppich ist also ausgelegt, die Blaskapelle steht zur Begrüßung der hoffentlich in großer Zahl zuwandernden Wölfe bereit (Eifel-Zeitung vom 26.06.2014, Seite 4). Ich erlaube mir, die vielerorts erkennbare öffentliche Euphorie nicht zu teilen! Ich habe nichts gegen Wölfe, ganz im Gegenteil. Aber wir haben – außerhalb der großen Truppenübungsplätze – keinen Platz mehr für diese Großraubtiere. Und ich glaube auch nicht daran, dass die Wölfe ganz freiwillig und weil es in Rheinland-Pfalz fraglos sehr schön ist, zu uns kommen werden.
Ich glaube nicht daran, dass – beispielsweise – die mittlerweile zahlreichen Wölfe in der Lüneburger Heide zugewandert oder Nachkommen der schon vor Jahren mehr oder weniger „unbemerkt zugezogenen“ Tiere sind. Und glaubt wirklich jemand, der erschossene Westerwälder Wolf sei zu Fuß aus den Abruzzen zu uns gekommen? Ich bin mir ziemlich sicher, auch dieser „Lupus“ ist, wie viele seiner in Deutschland mittlerweile heimischen Artgenossen, in einer Kiste angereist und wurde irgendwo in Hessen seinem „Schicksal“, will heißen der Freiheit, übergeben.
Von ganz wenigen Regionen unseres Vaterlandes abgesehen ist Deutschland kein Wolfsland mehr, wenn das auch immer wieder von den vielen meist selbsternannten Wolfsfachleuten mit Inbrunst behauptet wird. Bei uns leben statistisch mehr als 230 Menschen auf dem Quadratkilometer, in Kanada drei und in Rumänien 90. Wir sind ein von unendlich vielen Straßen und Autobahnen zerschnittenes Land. Und der Wolf ist ein Hetzjäger – ganz im Gegensatz zum Luchs, der ein Ansitzjäger (und daher ein Überraschungstäter) ist. Will man warten, bis die ersten Toten zu beklagen sind, weil Wölfe Wild- oder auch Haustiere auf Bundesstraßen oder Autobahnen hetzen und es dort zu schweren Unfällen kommt? Und wer ist dann für solche Unfälle verantwortlich?
Hat man einmal die Landbevölkerung (aber bitte nur diese) zu ihrer Meinung zum Wolf befragt? Dass viele meist naturferne Städter gerne vor den Stadttoren so etwas wie der Serengeti haben möchten, ist ja bekannt und irgendwie verständlich. Man labt sich ja so gerne an den wunderbaren Naturfilmen im Fernsehen. Diese wurden aber in der Rocky Mountains gedreht und nicht im Bayerischen Wald oder der Lausitz.
Was sagt aber der Schafhalter (beziehungsweise Schafzüchter) dazu oder der Bauer, der sein Vieh (zum Beispiel Mutterkühe, die auf den Weiden ihre Kälber zur Welt bringen?
Deren Meinung – und sie müssen ja mit dem Wolf in enger Nachbarschaft leben – wäre wichtig. Und ich bin mir sehr sicher, sie wären mehrheitlich gegen eine Rückkehr des Wolfes in unser hoch technisiertes und übervölkertes Land. Insofern sind „globale Umfragen“ und deren Ergebnisse bei der Stadt- und der Landbevölkerung aus meiner Sicht überhaupt nicht miteinander vergleichbar und dürften keine, die politischen Entscheidungen beeinflussende Bedeutung haben.
Ich bin weiß Gott kein Wolfshasser. Ich war viele Male in Kanada und habe mich dort immer über Begegnungen mit diesen herrlichen Tieren gefreut. Und ich habe nie auch nur im Traum daran gedacht, einen zu schießen, was mir einige Male ein fassungsloses Kopfschütteln der mich begleitenden und führenden Outfitter eingebracht hat. Dies nur zur Klarstellung und Erklärung meiner ganz persönlichen Einstellung zum Wolf.
Ich wage die Behauptung, dass dort die Waldwildschäden durch das heimische Wild zunehmen werden, wo der Wolf sich etabliert hat. Das Rotwild beispielsweise wird sich in Großrudeln vor dem Wolf schützen wollen – und wo diese Rudel ihre Einstände wählen, werden die Waldwildschäden sehr wahrscheinlich dramatisch zunehmen. Das kann man heute schon in einigen Revieren in der Lüneburger Heide erleben.
Wir sollten mit der allenthalben vorhandenen Wolfs-Euphorie endlich aufhören. Auf den großen Truppen-Übungsplätzen würde auch ich eine Wiederansiedlung des Wolfes befürworten. In den intensiv landwirtschaftlich genutzten Regionen wird es mit dem Wolf mehr Probleme geben als wir lösen können. Wir haben Bewirtschaftungsgebiete für Rot-, Dam- und Muffelwild. Außerhalb dieser „Gettos“ muss jedes dort auftauchende Stück erlegt werden. Tut der Jäger das nicht, droht ihm ein beachtliches Bußgeld. Da spielt auch der notwendige genetische Austausch isolierter Populationen anscheinend keine Rolle.
Wie wäre es mit entsprechenden „Wolfsgebieten?“ Damit täte man den Wölfen einen größeren Gefallen als sie mehr oder weniger „bundesweit“ etablieren zu wollen.
Bernd Krewer, Kinderbeuern, in der Eifelzeitung, 29.06.2014