Tagung der LCIE in Portugal

Tagung der LCIE in Portugal

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04.11.2016

Ich war dann mal weg – in Porto, Portugal, wo die Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE) zu einer dreitägigen Arbeitsbesprechung zusammengekommen war. Die LCIE ist ein loser Zusammenschluss aus aktuell vierzig Wissenschaftlern, die in den europäischen Ländern in der Forschung und im Management der Großen Beutegreifer aktiv sind – also für Braunbär, Wolf, Eurasischer und Iberischer Luchs sowie Vielfraß. Künftig will man auch den Goldschakal ins Auge fassen. Die LCIE ist eine klassische NGO, also ohne offizielle Funktion, aber sie berät die EU in Fragen des Schutzes der Großen Beutegreifer. Kopf der Gruppe ist seit Beginn vor zwanzig Jahren Prof. Dr. Luigi Boitani, Rom. Seine rechte Hand ist Valeria Salvatori. Die beiden haben nun viel zu tun, um die Ergebnisse des Treffens in eine schriftliche Form zu bringen.

Starke Truppe: die Large Carnivore Initiative for Europe.

Starke Truppe: die Large Carnivore Initiative for Europe.

Auf der Tagesordnung standen fünfzehn Themen, darunter mehrere, die gerade auch bei uns immer wieder heftig diskutiert werden, z.B. die Abgrenzung von Populationen (gehören unsere Wölfe zur baltischen Population oder nicht?), die Rolle der Jagd (kann Bejagung den Schutz von Weidetieren unterstützen?), wolfs- und bärenfreie Gebiete (No go areas) oder verhaltensauffällige Tiere (MT6!). Andere Punkte waren die Hybridisierung Wolf-Hund (ein heißes Thema in Italien), das Anfüttern von Beutegreifern an Luderplätzen (zur Jagd, aber auch für den Tourismus), die europaweite Standardisierung des Monitorings, die Kommunikation mit den Interessengruppen.

Aus gegebenem Anlass kam in letzter Minute noch das Thema Rumänien auf die Tagesordnung. Bekanntlich hat die Umweltministerin des Landes die Einstellung der Trophäenjagd auf alle großen Beutegreifer vor kurzem untersagt. Verhaltensauffällige Tiere dürfen nach eingehender Beurteilung von Jägern geschossen werden. Der „Casus Rumänien“ führte in Porto zu einer engagierten Pro- und Contra-Debatte. Eine einheitliche Meinung konnte sich nicht herausbilden. Das hat mich nicht überrascht, so ist das immer bei jagdlichen Themen.

Kapitän Luigi Boitani, Steuerfrau Valeria Salvatori - die Piloten der LCIE seit vielen Jahren.

Kapitän Luigi Boitani, Steuerfrau Valeria Salvatori – sie halten die LCIE seit vielen Jahren auf Kurs.

Stellvertretend für die zahlreichen Berichte, die in Porto zur Lage der Großen Beutegreifer vorgetragen wurden, seien eine gute und eine schlechte Nachricht herausgegriffen. Die schlechte: Die Stakeholder-Plattform, die zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch auf europäischer Ebene zwischen den Interessengruppen gebildet worden war, ist praktisch zum Erliegen gekommen. Die gute Nachricht: Der Bestand des Iberischen Luchses (Pardelluchs) ist durch enorme internationale Anstrengungen aus seinem bedrohlichen Tief von weniger als 50 Tieren vor zehn Jahren (damals hätte kaum jemand einen Pfifferling auf das Überleben dieser Tierart gesetzt) auf inzwischen mehrere hundert Tiere angewachsen, die Population hat sich weit ausgebreitet. Dieser Erfolg ist zu allererst dem Schweizer Luchsforscher und LCIE-Mitglied Urs Breitenmoser zuzuschreiben.

Achten Sie auch auf die Rubrik AKTUELL – darunter das Ansinnen des Landrats von Bautzen, ein ganzes Wolfsrudel zu eliminieren. Witziges finden Sie wieder unter ISEGRIM.

 

Unterschrift UW