Spanien: Der Wolf wird zum Goldesel

Spanien: Der Wolf wird zum Goldesel

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20.07.2016 Berner Zeitung

In Asturien sind zwanzig Personen angezeigt worden. Sie sollen sich staatliche Entschädigungen für angeblich von Wölfen gerissene Nutztiere erschlichen haben.

In alten Märchen gibt es den Goldesel, der den Besitzer mit Dukaten erfreut. In Asturien sind schlaue Bauern auf den Wolf gekommen. Um den Wolf im Lande zu erhalten, ist die Jagd auf die wilden Vorfahren des Haushunds nördlich des Flusses Duero, also auf der Landkarte im oberen Drittel Spaniens, streng reguliert und südlich davon ganz verboten. Damit Rinder- und Pferdezüchter sowie Schafhirten nicht Jagd auf Wölfe machen, die ihre Tiere angreifen, bezahlt der Staat Entschädigungen, wenn Schaf, Ziege, Pferd oder Kuh gerissen werden.

Blitz als Biss ausgegeben

Die Umweltpolizei Seprona der Guardia Civil hat jetzt Anzeige gegen neun Viehzüchter und elf Forstbeamte in Asturien erstattet. Diese hatten Wolfsüberfälle angezeigt und für tote Tiere beim Staat kassiert, die auf gänzlich andere Weise ums Leben kamen. So wurde Entschädigung für drei Kühe beantragt, die ein Blitz getroffen und getötet hatte. Möglich wurde das, weil Forstbeamte einen Wolfsbiss bestätigten.

Zudem gibt es in Galizien Viehbauern, die sich mickrige Kälber oder Fohlen kaufen und diese dann in Wolfsrevieren aussetzen – die Entschädigung übersteigt den Einkaufspreis bei weitem.

Den gesamten Schaden für die Regierung von Asturien beziffert die Polizei auf umgerechnet rund 200.000 Euro. Allein in Asturien werden pro Jahr von der Regierung eine Million Euro an Entschädigungen an Tierhalter ausbezahlt.

2014 wurden dort 4.555 Wolfsangriffe auf Nutztiere gemeldet. Die durchschnittliche Entschädigungssumme lag bei 221 Euro. 36 Prozent der von Wölfen getöteten Tiere waren Pferde oder Fohlen.

Heinz Krieger, Valencia