Sachsen: Landrat will ein Wolfsrudel eliminieren

Sachsen: Landrat will ein Wolfsrudel eliminieren

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07.10.2017

Das Rosenthalrudel in Sachsen hat wieder mal zugeschlagen. Nach einem Übergriff bei Ralbitz mit drei getöteten Schafen am 04.10. wurden in den zwei folgenden Nächten bei ein und demselben Tierhalter nahe Cunnewitz weitere 29 Schafe gerissen. In allen drei Fällen wurden 140 cm hohe Festzäune von Wölfen überwunden. Als anerkannter Mindestschutz gelten 120 cm Höhe. Die betroffenen Tierhalter haben deshalb Anspruch auf Schadensausgleich.

Das Rosenthalrudel ist schon früher wiederholt aufgefallen. Im Vorjahr haben Tiere dieses Rudels mehrmals 120 cm hohe Festzäune überwunden. Die Übergriffe hörten auf, als zusätzlich Flatterband in 130 – 140 cm Höhe gespannt wurde. Grundsätzlich bleibt allerdings festzustellen, dass stromführende Zäune (mindestens 90 cm hoch, besser 100 – 120 cm) deutlich wirksamer schützen als Festzäune.

Landrat Michael Harig (CDU) will das Rosenthalrudel abschießen. Ob er weiß, was da auf ihn zukäme?

Landrat Michael Harig (CDU) will das Rosenthalrudel abschießen. Ob er weiß, was da auf ihn zukäme?

Unterdessen hat Bautzens Landrat Michael Harig (CDU) beim sächsischen Umweltministerium den Antrag gestellt, das Rudel zu entnehmen. Mit Verweis auf die Rechtslage hat das Ministerium den Antrag umgehend abgelehnt. Es seien noch nicht alle Schutzmöglichkeiten ausgeschöpft. Eine Abschussgenehmigung wäre im Übrigen eine EU-Vertragsverletzung, die mit 900.000 Euro pro Tag (!) geahndet werden kann, bis der rechtsgültige Zustand wieder hergestellt ist.

Vom sächsischen Wolfsmanagement wurde nun der Schutz der Schafe durch stromführende Zäune verstärkt. Es ist aber zu befürchten, dass die Wölfe des Rosenthalrudels reichlich Gelegenheit finden werden, andere, nicht ausreichend geschützte Schafe zu reißen. Denn nach wie vor nehmen viele Schafhalter die Wölfe nicht ernst, vertrauen offenbar auf Schadensersatz. Es ist sogar der Verdacht nicht von der Hand zu weisen, dass es manche einfach darauf ankommen lassen wollen: Hohe Verluste könnten genügend politischen Druck erzeugen, sich der Wölfe zu entledigen. Mit seiner Forderung, das Rudel zu eliminieren, hat Landrat Harig dieser Absicht bereits Rückenwind verschafft.

Was er offenbar nicht bedacht hat: Er selbst ist es, der die Anordnung zum Abschuss (oder zu was auch immer) geben müsste, nicht das Ministerium. So sehen es die rechtlichen Regelungen vor, so steht es auch im Managementplan Wolf in Sachsen. Und wenn die EU dann eine Strafzahlung verhängt, würde ihn der Freistaat sicher zur Kasse bitten. uw