Sachsen: das Rosenthalrudel – immer wieder!

Sachsen: das Rosenthalrudel – immer wieder!

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06.11.2016

Das Rosenthalrudel in Sachsen stellt das Wolfsmanagement auf eine harte Probe. Nach den Übergriffen bei Cunnewitz am 05. und 06.10. mit insgesamt 32 getöteten Schafen sind nun einen Monat später, am 06.11., beim selben Schafhalter wieder sieben Schafe getötet und eins verletzt worden. In allen Fällen hatte der Schafhalter seine Tiere durch Festzäune von 140 cm Höhe geschützt. Diesmal war der Festzaun 135 – 150 cm hoch. Zusätzlich war eine Breitbandlitze gespannt, die aber auf dem Zaun auflag, d.h. keine zusätzliche optische Erhöhung des Hindernisses bedeutete.

In einer Presseerklärung weist das Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz nachdrücklich darauf hin, dass die Schutzwirkung von Festzäunen deutlich geringer ist als die von Elektrozäunen. Mit einer Breitbandlitze („Flatterband“) lasse sich dieser Mangel kaum beheben, deshalb werde die Kombination Festzaun – Litze auch nicht empfohlen, beim Elektrozaun dagegen schon. Die beste Schutzwirkung ist demnach die Kombination Schmerz (durch Stromschlag) und optischem Hindernis gegen Überspringen (durch Flatterband, das 20 – 30 cm höher als der Elektrozaun gespannt wird). Wenn schon Festzaun, dann könnte eine stromführende Litze über der Oberkante eine gute Lösung sein. Noch besser ist selbstverständlich die Ergänzung mit Herdenschutzhunden, die aber aus Kostengründen nur für größere Herden in Frage kommt.

Stromführendes Flexinetz und darüber eine stromführende Breitbandlitze - mal sehen, was den Rosenthalwölfen jetzt noch einfällt! Foto Klingenberger.

Stromführendes Flexinetz und darüber eine stromführende Breitbandlitze – mal sehen, was den Rosenthalwölfen jetzt noch einfällt! Foto Klingenberger.

Schaf- und Ziegenhalter sowie Betreiber von Wildgattern im Freistaat Sachsen haben die Möglichkeit, sich Herdenschutzmaßnahmen (mobile Elektrozäune, Herdenschutzhunde, „Flatterband“, Unterwühlschutz) zu 80% der Nettokosten fördern zu lassen.

Wie ein Wolf bzw. sein domestizierter Verwandter reagiert, wenn er seine Nase in die Maschen eines stromführenden Zauns steckt, habe ich zweimal von Joschka vorgeführt bekommen, meinem Wachtelrüden, damals drei Jahre alt. Geheul kann man das nicht nennen, was er aufführte – er raste buchstäblich schreiend wie von Furien gehetzt in den Wald und ich dachte schon, den seh‘ ich nicht wieder. Als ich eine Stunde später zum Auto kam, lag er da – sichtlich verstört und froh um den seelischen Beistand, den ich ihm natürlich gewährte. Ein paar Wochen später geriet er bei unserer gemeinsamen täglichen Radltour erneut an einen solchen Zaun – und war fortan nicht mehr zu bewegen, diese Runde zu machen.

Hunde lernen aus Erfahrung. Das ist die Grundidee jeder Hundeerziehung. Wölfe auch, wahrscheinlich sogar besser; denn sie haben ein wesentlich größeres Hirnvolumen.

Das Rosenthalrudel hat vorgeführt, dass der amtlich anerkannte „Mindestschutz“ offenbar nicht ausreicht: Festzäune bieten nicht genügend Schutz vor Wölfen. Daran wird sich die Förderung von Vorbeugemaßnahmen orientieren müssen. In Sachsen wird energisch daran gearbeitet. uw