Pleiten, Pech und Pannen der Wolfsgegner

Pleiten, Pech und Pannen der Wolfsgegner

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04.09.2015

Foto: Christian Kolb

Foto: Christian Kolb

Die Wölfe verhalten sich ruhig. Immer noch wurde in Munster kein Mensch vom Wolf gebissen. Die Dreistigkeit der Wölfe hat sich gelegt. Nach all den Aufgeregtheiten der letzten Monate – Wolf am Waldkindergarten! Wölfe verfolgen Spaziergängerin mit Hunden! Vertrauter Wanderwolf in Siedlungen! – ist das einfach nur angenehm. Aber manchen scheint das nicht ins Kalkül zu passen. Und deshalb muss, wenn schon nichts passiert, wenigstens im Blätterwald Wind gemacht werden. Wind gegen die Wölfe, gegen das Wolfsmanagement – erst recht, wenn es sich um ein „grünes“ Ministerium handelt. Grün – das schmerzt die Jägerschaft wie den Teufel das Weihwasser. Da ist es nicht erstaunlich, dass sich der Gegenwind hauptsächlich aus der Jägerschaft und den Jagdmedien rekrutiert.

Die gelungene Fangaktion durch LUPUS in Munster hat viele besorgte Leute beruhigt. Aber anstatt sich darüber zu freuen, echauffiert sich der viel gelesene Jagdautor Lutz Wetzel im Flensburger Tagblatt darüber, dass das (grüne) niedersächsische Umweltministerium damit einen nicht genehmigten „Tierversuch“ durchgeführt habe. Unsere Jagd (August 2015) plappert den Unsinn nach, setzt gar noch weitere Vorwürfe drauf: „Erneut fing das Büro LUPUS Wölfe mit verbotenen Tellereisen.“ Und der Wolfssachverständige beim Jagdverband Sachsen Dr. Friedrich Noltenius stößt ins gleiche Horn. Eine Besenderung, verkündet er auf seiner Website Wolfszone, sei „ein genehmigungspflichtiger Tierversuch.“ Abwertende Bemerkungen über LUPUS kann er sich dabei ebenso wenig verkneifen wie schon vorher Lutz Wetzel oder Unsere Jagd.

Aber die Attacke auf den „Tierversuch“ ist auf Sand gebaut. Denn der Fang der Wölfe ist kein solcher, und deshalb bedarf er keiner Genehmigung. Relevant ist die EU-Richtlinie für Tierversuche 2010/63/EU vom 22.09.2010 lt. Art. 1 (5e). Sie gilt ausdrücklich nicht für „Praktiken, die hauptsächlich zum Zwecke der Identifizierung eines Tieres angewandt werden.“ Genau dazu diente aber der Fang mit der anschließenden Besenderung der beiden Wölfe. Dieser Auffassung hat sich auch das Landwirtschaftsministerium angeschlossen, das die letzte Instanz bei einem „Tierversuch“ ist.

Falsch ist auch die Unterstellung von Unsere Jagd, es seien verbotene Fallen eingesetzt worden. LUPUS hat keine Softcatchfallen verwendet (die nach dem Tellereisenprinzip funktionieren), auch keine Käfigfallen (wie der Landtagsabgeordnete Angermann, CDU, meint), sondern Belislefallen. Dabei wird dem Tier eine Fußschlinge über die Pfote geworfen.

Unbegründet ist außerdem die Aufregung bei Unsere Jagd und beim Internetportal Jagderleben darüber, dass „die Jägerschaft bei dieser fragwürdigen Aktion vollkommen außen vor gelassen“ worden sei. Die Jägerschaft ist bei der Fangaktion hinzugezogen worden. Frei erfunden ist auch die Behauptung, dass die Telemetriedaten nur LUPUS zur Verfügung stünden: Sie gehen zeitgleich ans Ministerium und an die Jägerschaft.

„Hohe Kosten, fragwürdige Fangmethoden und einen unterlaufenen Kooperationsvertrag“ will Jagderleben ausgemacht haben. Dabei sind die Kosten noch gar nicht ermittelt, die Fangmethoden sind genehmigt und einwandfrei, der Kooperationsvertrag wurde eingehalten.

Der ganze Vorgang reiht sich nahtlos ein in eine Serie krachender Blamagen von Wolfsgegnern und Jagdmedien: Die unsägliche Piotr-Saga von den im geheizten Viehtransporter herbeigekarrten Luchsen und Wölfen! Das Gerücht inklusive „Gutachten“ von dem wolfsverursachten Verkehrsunfall mit neun toten Pferden bei Meißen! Das absurde „Internationale Wolfssymposium“ (What has going wrong with the German Hybrids)! Das Märchen von der nächtlichen Wolfsattacke auf einen Jäger in der Göhrde! Und jetzt der Unfug mit dem Tierversuch.

Eigentlich wäre das alles zum Lachen. Aber mir ist nicht zum Lachen zu Mute. An tendenziöse Berichterstattung und schlampige Recherchen der Jagdmedien habe ich mich gewöhnt. Aber die persönlichen Verunglimpfungen und offenkundigen Verleumdungen verschlagen mir die Sprache. Anstand und Redlichkeit sind vor lauter Zorn auf die Grünen, auf die Wolfsfreunde und auf die Naturschützer auf der Strecke geblieben.

Unterschrift UW

 

 

 

Beachten Sie

Montag 07.09. ARD 20:15 #Beckmann: Die Angst vor den Wölfen