Morddrohungen? Die Wolfsattacke – viele offene Fragen

Morddrohungen? Die Wolfsattacke – viele offene Fragen

20

26.05.2015

Leserbrief von Ulrich Wotschikowsky an die Deutsche Jagdzeitung zum Bericht „Morddrohungen nach Wolfsattacke“ in Nr. 5/2015

Mir sind bei dieser „Wolfsattacke“ drei Dinge aufgefallen. Nr. 1, dass der „Angriff“ des Wolfes, so wie er von Ralf K. geschildert wird, keinerlei Ähnlichkeit hat mit dem, wie man sich einen Wolfsangriff vorzustellen hat. Nr. 2, dass der „erfahrene Schießausbilder“ Ralf K. eine sehr ungewöhnliche, um nicht zu sagen dilettantische Art bevorzugt, seine Pistole zu tragen – nämlich in der Manteltasche, wo er sie (beim Absteigen vom Hochsitz!) festhalten muss, damit sie nicht herausfällt. Und Nr. 3 – es übersteigt meine Vorstellungskraft, wie er innerhalb von nur fünf Tagen „über 600 Anrufe“ bekommen haben will, obwohl sein Name gar nicht bekannt war (von den „Morddrohungen“ ganz zu schweigen). Wie hat er diese Anrufe wohl gezählt? Und was sollen das für Leute sein?

Ich halte die Sache schlicht für erfunden. Beweisen kann ich es nicht, wie auch Ralf K. seine Geschichte nicht beweisen kann. Keine Zeugen, Aussage gegen Aussage. Aber massive Zweifel sind angebracht. Diesen Zweifeln gibt die DJZ keinen Raum – im Gegenteil, der Mann darf auch noch seine Verwunderung darüber ausbreiten, dass man ihm die Geschichte offenbar nicht abnehmen wollte. In ihrer Berichterstattung dreht die DJZ den Spieß sogar noch um: Mit der Schlagzeile „Morddrohungen nach Wolfsattacke“ richtet sie ihn pauschal und ohne jeglichen Beweis auf Leute, die Zweifel an Ralf K.‘s Schilderung haben. Ich kann darin nichts anderes erkennen als den Versuch, die Schar der Wolfsfreunde pauschal und ungeprüft zu diffamieren.

Der Gipfel dieser einseitigen „Berichterstattung“ sind aber die Ansichten des Jägers und Wolfsbetreuers (!) Gert von Harling, zum Beispiel, dass Wölfe sogar „ihre eigene Art fressen,“ was „Forschungen in Yellowstone ergeben“ hätten, und dass es „ein Irrtum“ sei, dass das Nahrungsangebot die Zahl der Wölfe bestimme. Es ist schon erstaunlich, welche Ansichten man als „Wolfsbetreuer“ in Niedersachsen verbreiten kann.

!cid_6232D2A8-DB23-47DB-97CE-AAA636CC3012@localdomain

Ein Nachsatz:

Sieben Wochen liegt dieser merkwürdige Fall nun zurück. Man nehme ihn „sehr ernst,“ hatte sich eine Pressesprecherin seinerzeit vernehmen lassen – aber bis heute ist weder das Ministerium noch das Landesamt in der Lage gewesen, eine Stellungnahme zu der Geschichte abzugeben. Inzwischen führen eilfertige Jagdmedien den Löffel in der Gerüchteküche, und Wolfsexperten der Jägerschaft sind ihnen mit Märchengeschichten zu Diensten. Die vollmundigen Ankündigungen von Minister Stefan Wenzel, dass das Wolfsmanagement verbessert würde, scheinen in seinen Behörden nicht begriffen zu werden. Und die Jägerschaft ist auf Tauchstation.  uw