Märchenstunde am Tegernsee

Märchenstunde am Tegernsee

29

07.12.2017

Am 27.11. hatte der Landesjagdverband (LJV) Bayern zu einem Vortrag an den Tegernsee eingeladen. Redner war Rolf Kotzur, angekündigt als „Experte“ im LJV Sachsen. Seine Kernaussagen: Die offiziellen Wolfszahlen seien gefälscht. Die Wolfspopulation sei sechsmal so groß wie vom Monitoring angegeben. Man habe „Probleme mit einer ständig wachsenden Zahl von Wolf-Hund-Hybriden“. Riesige Rot- und Damwildrudel, die sich wegen der Wölfe zusammenstellen, würden die Felder verwüsten.

Von Rolf Kotzur hätte man gerne Auskunft darüber bekommen, wie er auf diese Zahlen kommt. Sechsmal so viele Wölfe – das wären dann, nähme man Kotzur beim Wort, in Sachsen allein 64 Rudel – mehr als für das gesamte Bundesgebiet (offiziell 60 Rudel). Die Wolfsdichte läge dann bei 18 Wölfen pro 100 km2, himmelhoher Weltrekord. In Brandenburg wären es nicht 22, sondern etwa 130 Rudel. In ganz Deutschland wären es 360 Rudel oder ca. 3.300 Wölfe, und so weiter. Auf welche Daten oder Methoden Rolf Kotzur seine Vorstellungen stützt, war nicht zu erfahren.

Denn zum Wolfsmonitoring des Freistaats trägt der LJV Sachsen so gut wie nichts bei. Im Jahr 2015 waren es 15 Beobachtungen, gerade mal sieben Promille von ca. 2.200. Als der Wolf ins Jagdrecht übernommen wurde, hatte sich der damalige Minister Frank Kupfer die Mitwirkung der Jägerschaft erhofft. Der Jagdverband hatte damals damit geworben, der Wolf falle dann „unter die Hegeverpflichtung der Jäger“ und würde dem „besonderen Schutz des Jagdrechts“ unterliegen. Was dabei herausgekommen ist – dafür hat Rolf Kotzur ein aufschlussreiches Beispiel geliefert. Dafür sei ihm herzlich gedankt. uw