Ja zum Wolf – aber nicht auf dem Rücken der Tierhalter

Ja zum Wolf – aber nicht auf dem Rücken der Tierhalter

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12.02.2015

Ulrich Wotschikowsky

Ulrich Wotschikowsky

Hätte ich in Niedersachsen Schafe auf der Weide – ich wäre wegen dem behördlichen Eiertanz beim finanziellen Ausgleich von Wolfsrissen ziemlich angefressen. Sechzig Schafe sind im Raum Diepholz und Vechta in den letzten drei Monaten gerissen worden. Aber mit der Entschädigung, die den Tierhaltern auf Grund der „Richtlinie Wolf“ vom 06.11.2014 bei Wolfsrissen zusteht, will man erst auf die Ergebnisse von DNA-Analysen warten. Das kann dauern. Denn beim Senckenberg-Institut in Gelnhausen türmt sich das Untersuchungsmaterial zu immer größeren Mengen. Der Bedarf an DNA-Analysen hat enorm zugenommen, nicht nur wegen der Wölfe. Das Institut hat einen hervorragenden Ruf und deshalb viel zu tun. Aber davon kann sich ein Schafhalter nichts kaufen.

Mir leuchtet nicht ein, warum man in Niedersachsen so kompromisslos auf dem endgültigen Nachweis per DNA-Analyse beharrt. Hat man denn kein Vertrauen in die ausgebildeten Rissgutachter? In Sachsen und Brandenburg verlässt man sich auf deren Urteil. Wenn „der Wolf als Verursacher nicht ausgeschlossen werden kann“, wird bezahlt In zweifelhaften Fällen kann man immer noch Senckenberg zu Rate ziehen. Aber die DNA-Analyse gelingt nicht immer; denn dabei hängt viel von der Frische und der Qualität der Probe ab. Und nicht zu vergessen – jede Analyse kostet zwischen 55 und 150 Euro, je nachdem, was man wissen will. Fast so viel wie ein Schaf.

Auch mit der finanziellen Unterstützung von Präventionsmaßnahmen – Zaunbau etc. – lässt man sich in Niedersachsen viel Zeit. Erst muss die „Förderkulisse“ festgelegt sein, innerhalb derer überhaupt gefördert wird. Diese Förderkulisse wiederum hängt davon ab, ob die Präsenz von Wölfen nachgewiesen ist – per DNA-Analyse. Das ist das Hase-Igel-Spiel: Die Wölfe sind längst da, die Behörde bummelt hinterher.

Indem sie beklagen, dass Senckenberg mit den Analysen nicht nachkomme, schieben die Politiker in Niedersachsen dem Institut die Schuld an der zunehmend aufgeheizten Stimmung in die Schuhe. Die Ungeduld der Geschädigten scheint sie wenig zu kümmern. So verspielt man leichtfertig das bisschen Toleranz, die bei dem einen oder anderen Tierhalter gegenüber dem Wolf vorhanden sein könnte.

Nun hat ein erboster Schäfer gar ein gerissenes, nicht mehr besonders frisches Schaf zum Ministerium gekarrt. Man muss mit solchen handgreiflichen Kommunikationsmethoden nicht einverstanden sein, aber man darf sich auch nicht darüber wundern. Soweit hätte es gar nicht kommen müssen.

 

Unterschrift UW

 

 

 

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