Heute schon in die Hände geklatscht?

Heute schon in die Hände geklatscht?

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20.02.2015

Wotsch Portrait

Es geht drunter und drüber bei den Wölfen in Niedersachsen. Wer auch immer dort den Hut auf hat in Sachen Wolf – dieser Hut brennt lichterloh. Ein Ärgernis jagt das andere, und das Wolfsmanagement kommt nicht auf die Beine.

Erst müssen im Raum Diepholz und Vechta sechzig Schafe dran glauben und drei Monate dahingehen, bis das Ministerium in Sachen Entschädigung und Präventionsförderung tätig wird. Dann wird ein Wolf in der Nähe eines Waldkindergartens gesehen, nachts, als die Kinder längst zu Hause sind, und man meint, sechshundert Meter Maschendraht aufrichten zu müssen, zwei Meter hoch, vielleicht unter Strom. Aktionismus statt Management. Will man in Niedersachsen jetzt alle Kindergärten und Spielplätze einzäunen? Und schließlich benehmen sich die Wölfe auf dem Truppenübungsplatz Munster immer dreister, ohne dass dem Monitoring – Sache der Landesjägerschaft – etwas auffällt.

Niedersachsen ist Wolfsland seit vier Jahren. Doch immer noch fehlt es an einem gut strukturierten Management und am Gespür für die Sorgen der Menschen. Nach Jahren hat man seit Herbst 2014 immerhin eine „Richtlinie Wolf.“ Da ist das ganze Präventions- und Entschädigungsprocedere wortreich beschrieben. Was die Richtlinie wert ist, zeigt das Theater in Diepholz und Vechta.

Niedersachsens Wolfsbeauftrage Britta Habbe ist viel unterwegs mit Vorträgen, die kommen gut an – aber ansonsten verzichtet das Land auf eine Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Wolf. Deshalb können Wolfsexperten wie die Pilze aus dem Boden schießen und das Geschehen aus ihrem eigenen Blickwinkel kommentieren. Was bekommt man da nicht alles zu hören! Ein Wolfsbetreuer vom NABU verkündet wieder mal, dass „Kleinkinder nicht zum Beutespektrum der Wölfe!“ zählen – ich kann den Unsinn nicht mehr hören. Ein für seine Schauermärchen bekanntes Jägermagazin macht aus der (zugegeben aufregenden) Begegnung einer Spaziergängerin mit den Munsteraner Wölfen eine „Verfolgung.“ Ein Ex-Zoodirektor, den BILD als „einen der führenden Wolfsfachleute Deutschlands“ vorstellt, gibt zum Besten, dass die Wölfe „an Menschen gewöhnt,“ vielleicht von Hand aufgezogen seien, was er daraus schließt, dass sie sich in bewohnte Gebiete wagen; das tun Wölfe überall auf der Welt. Teure Elektrozäune, weiß der gute Mann, „bringen nichts! 80 Zentimeter hohe Drähte mit hängenden Lappen sind günstiger und viel effektiver.“ Das soll er mal den Schäfern in Brandenburg und Sachsen sagen, die seit Jahren ihre Herden erfolgreich schützen – aber nicht mit Lappen und Drähten.

„Klatschen Sie in die Hände!“ wird einem in unzähligen Flyern geraten für den Fall, dass man einem Wolf begegnet. Lesen Sie unter Aktuell, was eine Spaziergängerin aufgeführt hat, als ihr sieben Wölfe auf die Pelle rückten. Man kann aus allen möglichen Gründen in die Hände klatschen. Zum Beispiel, um zu applaudieren. Aber mit Beifall hat das Wolfsmanagement in Niedersachsen auf absehbare Zeit nicht zu rechnen. Das hat noch Zeit.

Unterschrift UW