Glauben und Wissen sind feindliche Brüder

Glauben und Wissen sind feindliche Brüder

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27.06.2016

Wotsch k

Deutschlands Wölfe sind allesamt Hybriden. Sie sind erbarmenswerte Bastarde aus Wölfen und Hunden, ja sogar Schakalen. Es gibt überhaupt kaum mehr echte Wölfe auf der Welt, auch die nordamerikanischen Wölfe sind Hybriden, nämlich halbe Coyoten. Die echten, die „reinen“ Wölfe sind dabei, einer unethischen, verantwortungslosen Naturschutzpolitik zum Opfer zu fallen. Das ist, auf den Punkt gebracht, die Botschaft, die uns Valerius Geist vermitteln will. Gegen diese Naturschutzpolitik zieht nun der emeritierte Professor für Wildbiologie im Herbst seines Lebens zu Felde.

Aber außer einer überschaubaren Gemeinde von Wolfsgegnern, die sich zu unser aller Rettung vor Lupus horribilis dem Schrecklichen zusammengefunden haben, hört ihm niemand zu. Denen erzählt er, was sie glauben wollen. Nicht, was sie wissen sollten. Er ersetzt Wissen durch Glauben. So verliert er jede Glaubwürdigkeit.

Ich bemühe mich auf Wolfsite darum, auch „die andere Seite“ zu Wort kommen zu lassen; deshalb informieren Sie sich gerne selbst im FORUM über Val Geists Ansichten. Ein paar Kommentare konnte ich mir nicht verkneifen, aber es lohnt sich nicht, Geists verquere Sicht der Dinge gründlicher auf ihren fachlichen Gehalt abzuklopfen. Es gibt keinen solchen. Sondern einige interessante, spannende Theorien – das ist seine Stärke, damit kann er seine Zuhörer fesseln, zumal er ein hervorragender Redner ist. Aber er liefert keine Beweise für seine Gedanken, sondern Hörensagen, Mutmaßungen, Erzählungen aus kryptischen Quellen und grauer Literatur. Und wo ihm die Argumente fehlen, fällt er mit Polemik und Verunglimpfung über andere her. Seine Sprache ist durchtränkt mit dem Glauben an die eigene Unfehlbarkeit. Mit Wissenschaft hat das nichts zu tun.

Glauben statt Wissen treibt auch andere um, die in Val Geists Windschatten um Gehör heischen. Zum Beispiel Andreas Wilkens, der die beiden Rheinmetallwölfe als Hybriden identifiziert haben will. Zum Beispiel auch Wernher Gerhards, der ernsthaft glaubt, die Trittsiegel von Wölfen, Hunden und sogar Hybriden auf Grund von „Erkenntnissen“ der Luparii, den Wolfsjägern Karls des Großen aus dem 8. Jahrhundert n. Chr. unterscheiden zu können (siehe ISEGRIM, wo ich Sachen unterbringe, die weniger der Information als der Erheiterung dienen).

Früher mal hätte ich viel darum gegeben, mich mit einem Mann vom Kaliber eines Valerius Geist auf einen konstruktiven Dialog darüber einzulassen, wie wir das mit den Wölfen hinkriegen können. Seine Phantasie, sein Ideenreichtum, seine Beredsamkeit waren immer ein Gewinn. Freilich verspielt er ihn regelmäßig durch Unduldsamkeit und Arroganz. Und leider kann er nicht zuhören. Ich weiß, wovon ich rede, weil ich ihn mehrmals persönlich erlebt habe. Nun hat er sich seine eigene Klientel ausgesucht. Da wächst zusammen, was zusammen gehört. Jeder hat das Publikum, das er verdient.

Unterschrift UW

 

 

 

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