Fragwürdige Genanalyse: keine Wölfe bei Rottweil

Fragwürdige Genanalyse: keine Wölfe bei Rottweil

11

22.05.2017

Nicht jede Gen-Analyse liefert verlässliche Beweise. Das zeigt ein Fall bei Rottweil in Baden-Württemberg. Dort war am 21. und nochmals am 29.04. jeweils ein gerissenes Schaf gemeldet worden. Der Schäfer hatte Wölfe im Verdacht.

Bei der Kontrolle durch Fachleute der Forstlichen Versuchsanstalt Freiburg wurden keine Hinweise auf Wolf, sehr wohl aber ständige Anwesenheit von Fuchs festgestellt. Auch die Untersuchung der toten Schafe ergab keine wolfstypischen Verletzungen oder Fraßspuren, sondern deutete auf Fuchs. Beim ersten Schaf wurde starker Parasitenbefall als wahrscheinliche, beim zweiten Schaf als sichere Todesursache festgestellt. Der Wolf wurde aufgrund der Spurenlage und der Kadaveruntersuchung als Verursacher ausgeschlossen. Aufgrund dieses Befundes wurde keine genetische Untersuchung des Rissabstriches durchgeführt. Am 15.05. kam das Gerücht auf, es habe bei Rottweil die genetische Bestätigung von zwei Wolfsrissen gegeben. Ohne Absprache mit der FVA hatte der Schäfer bei dem zweiten Schaf eine DNA-Probe genommen und an ein privates Labor geschickt. Die Ergebnisse des Labors hat das FVA einsehen können. Bei dieser Untersuchung haben lediglich zwei von 20 möglichen genetischen Markern funktioniert. Als Fazit heißt es in dem Bericht, dass eine Unterscheidung zwischen Wolf und Hund nicht möglich sei, dass aber eines der gefundenen Allele bei Wölfen vorkommt. Der Schäfer verbreitet seither, dass diese Untersuchung den Wolf „nachgewiesen“ hätte. Der Laborbericht wurde seitens der FVA mit den Experten von Senckenberg besprochen. Das Labor Senckenberg ist mit dem offiziellen genetischen Monitoring von Luchs, Wolf und Bär beauftragt und verfügt über die größte Referenzdatenbank zum Wolf und die größte Erfahrung in der Analyse für diese Art. In Senckenberg wundert man sich, dass anhand von lediglich zwei amplifizierten Allelen überhaupt etwas über die Artzuordnung gesagt wird. Solche Allele können laut Senckenberg bei nicht sterilen Umweltproben immer auftauchen. Wenn nicht eine Mindestanzahl an genetischen Markern funktioniert, so gilt die Probe bei Senckenberg als nicht auswertbar. Befolgt man solche Kriterien nicht, so kann es zu abenteuerlichen Interpretationen kommen. So geschehen in Dänemark, als ein Labor 40 verschiedene Wölfe nachgewiesen hatte, die sich bei einer gründlichen Untersuchung größtenteils als Phantomwölfe herausstellen; letztlich wurden nur zwei Wölfe bestätigt.