Das Wolfsjahr 2015 – ein Blick zurück

Das Wolfsjahr 2015 – ein Blick zurück

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27.12.2015

(Foto: Etschmann)

(Foto: Etschmann)

Das vergangene Wolfsjahr hatte es wahrhaftig in sich. Erst zog die Goldstedter (oder Vechta-)Wölfin in Niedersachsen eine blutige Spur durch die Schäferei. Das tut sie immer noch, deshalb ist diese Geschichte noch nicht zu Ende. Ebenfalls in Niedersachsen sorgte das Munsterrudel durch seine ungenierte Annäherung an Menschen wochenlang für Schlagzeilen. Und im Frühjahr marschierte auch noch ein junger Wolf auf Wanderschaft unbekümmert durch Siedlungen und versetzte manche Leute in Angst und Schrecken. Das Wolfsmanagement war auf solche Ereignisse nicht vorbereitet, wurde kalt erwischt und hat nun viel zu tun, den entstandenen Imageschaden zu reparieren.

Im Lager der Wolfsgegner war die Schadenfreude unüberhörbar. Seht her – es geht nicht mit Wölfen bei uns. So kann man das sehen, wenn man auf einem Auge blind ist. Mit dem anderen sähe man, wie gut unser Land im internationalen Vergleich mit seinem Wolfsmanagement dasteht. Wer meint, uns auf die zugegeben katastrophalen Zustände in den französischen Seealpen aufmerksam machen zu müssen (Millionenschäden durch Wölfe an Schafen), oder wer uns empfiehlt, von Schäfern in den rumänischen Karpaten oder in den italienischen Abruzzen „zu lernen,“ wie man mit Wölfen umgehen (und dabei knapp am Existenzminimum auskommen) soll, dem sei empfohlen, seinen Blick nicht in die Ferne schweifen zu lassen. Das Gute nämlich liegt so nah: in Brandenburg und Sachsen.

Ich sage nicht, dass wir keine Probleme mit Wölfen haben. Nirgends in der Kulturlandschaft sind Wölfe gratis zu haben. Aber das gilt auch für Wildgänse und Fischotter, für Biber und Kormorane, für Kraniche und Graureiher und und und – von Rothirschen, Damhirschen, Rehen und Wildschweinen gar nicht zu reden. Nicht wenige dieser Tierarten kommen uns teurer als die Wölfe.

Was mir Mut macht, ist die Tatsache, dass sich die Diskussion um die Wölfe beruhigt. Das war unüberhörbar bei den jährlichen Plenumsbesprechungen zum Wolfsmanagement in Sachsen und Brandenburg, an denen ich als Protokollführer teilgenommen habe, und bei den jährlichen Besprechungen der Arbeitsgruppen Wolf und Jagd in den beiden Ländern, an denen ich als Fachmann teilnehmen darf. Dem noch vor wenigen Jahren durchklingenden „Geht nicht!“ weicht allmählich ein ermutigendes „Wir schaffen das!“

Sagte doch Knut Kucznik, Leiter der AG Herdenschutz Brandenburg: „Wir Schäfer sind keine Freunde der Wölfe, werden auch keine werden. Aber wenn wir uns arrangieren, wird ein Zusammenleben möglich sein.“ Was, bitte sehr, wollen wir mehr?

Ja, wir schaffen das. Freilich ist der Weg zum Ziel noch weit und übersät mit Stolpersteinen, vor allem bürokratischen. Und dass sich die Parteipolitik an den Wölfen abarbeitet, hat bisher weder den Wölfen noch den Menschen geholfen (und einige Politiker haben sich dabei auch gründlich blamiert). Aber wir sind schon weit gekommen. Inzwischen reisen Leute aus anderen Ländern nach Sachsen und Brandenburg, um sich zeigen zu lassen, wie man bei uns mit Wölfen umgeht! Ein schöneres Kompliment kann man dem Wolfsmanagement in Deutschland nicht machen.

Deshalb beschließe ich dieses Jahr mit einem Kompliment und meinem Respekt an all jene, die sich für einen vernünftigen Umgang mit Wölfen engagieren.

Ein gutes Neues Jahr wünscht Ihnen Ihr

Unterschrift UW 30

 

 

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Status Wolf Dezember 2015 (Rubrik Aktuell)