Bayern – ein neuer Hotspot im Wolfsgeschehen?

Bayern – ein neuer Hotspot im Wolfsgeschehen?

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13.04.2017

Ausgerechnet den Nationalpark Bayerischer Wald, einen Ort von heute schon historischer Bedeutung im Naturschutz, haben sich zwei Wölfe ausgesucht, um eine Verbindung zweier weit voneinander entfernter Wolfspopulationen einzugehen: Das dort seit November 2016 mehrmals bestätigte Wolfspaar besteht aus einer Wölfin aus der zentraleuropäischen Tieflandpopulation, der Rüde stammt aus den Alpen. Das haben genetische Analysen ergeben. Damit haben die beiden ein neues Kapitel in der europäischen Wolfsgeschichte aufgeschlagen.

Weiter Weg zur Gemeinsamkeit: Das italienisch-zentraleuropäische Wolfspaar im Bayerischen Wald. Foto Nationalpark Bayerischer Wald.

Weiter Weg zur Gemeinsamkeit: Das italienisch-zentraleuropäische Wolfspaar im Bayerischen Wald. Foto Nationalpark Bayerischer Wald.

Freilich ist das nicht der erste belegte Kontakt zweier getrennter Populationen. Denn bekanntlich gibt es bei Verona, Italien, bereits seit einigen Jahren ein Rudel aus einem slowenischen Rüden (genannt Slavc, sprich Slautsch) und einer Wölfin aus den Westalpen. Das Rudel hat inzwischen mehrmals Welpen aufgezogen.

Von den beiden Wölfen, die sich offenbar den Truppenübungsplatz Grafenwöhr als Heimat ausgesucht haben, ist nur die Herkunft des Rüden geklärt: Er stammt aus dem Norden, also ebenfalls aus der zentraleuropäischen Tieflandpopulation. Nun wurde aber am 11.04. etwa 40 km südlich davon, im Truppenübungsplatz Hohenfels, ein weiterer Wolf durch ein Handyfoto bestätigt. Bereits im Januar war dort der genetische Nachweis eines Wolfes erbracht worden, ebenfalls aus der zentraleuropäischen Tieflandpopulation. Das Geschlecht oder die Rudelzugehörigkeit des Tieres konnten allerdings nicht bestimmt werden.

Ein Wolf in Hohenfels.

Ein Wolf in Hohenfels.

Beide Übungsplätze sind bekannt für ihre außerordentlich hohen Rotwildbestände. Südwestlich des TÜP Grafenwöhr wurden im April innerhalb weniger Tage mehrere gerissene Stück Rotwild gefunden. Wölfe schöpfen dort aus dem Vollen. Auch die Bayerwaldwölfe, die Teile des angrenzenden Nationalparks Sumava auf tschechischer Seite nutzen, werden nicht hungern. Rotwild ist reichlich vorhanden, daneben auch Rehwild und Schwarzwild. Und Schafe sind dort eher selten.

Das Bayerisch-Böhmische Grenzgebirge bietet großartige Lebensmöglichkeiten für Wölfe, und das Konfliktpotential ist klein, weil dort nur wenige Schafe gehalten werden. Die beiden Übungsplätze Grafenwöhr und Hohenfels könnten ebenfalls Brückenköpfe für ein bayerisches Wolfsvorkommen bilden.

Gute Voraussetzungen also für einen richtig guten Start in Bayern!