Bald 50 Rudel in Deutschland?

Bald 50 Rudel in Deutschland?

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20.09.2016

Die schlechte Nachricht zuerst. In einem Maisfeld zwischen Pinnow und Staakow, Brandenburg, nahe der Grenze zu Polen, ist ein bereits stark verwester Wolf gefunden worden, ohne Kopf. Die Todesursache ist unklar, eine Schussverletzung konnte nicht festgestellt werden, ein Kopfschuss wäre reine Spekulation. Also lassen wir das. Einige weitere Wölfe sind überfahren worden, die Verkehrsverluste nähern sich der Zahl hundert. Ich werde auf Wolfsite nicht mehr über Wölfe berichten, die ihr Leben auf der Straße ließen. Deren Zahl steigt, das ist ganz natürlich; denn es werden ja immer mehr Wölfe. Fast hundert sind bereits überfahren worden.

Liebevolle Annäherung zwischen jung und alt - ein Schnappschuss von Michael Schönberger im Wolfsgehege von Frank Fass in Dörverden.

Liebevolle Annäherung zwischen jung und alt – ein Schnappschuss von Michael Schönberger im Wolfsgehege von Frank Fass in Dörverden.

Dennoch: Die Population wächst weiter, Jahr für Jahr mit 30 %. Gegenwärtig sind es nach meinen eigenen Recherchen 49 Rudel, dazu mehrere territoriale Paare und Einzeltiere. Wie viele Rudel Ende April (Ende des Monitoringjahres 2015/16) vom Monitoring festgestellt worden sind, erfahren wir in ein paar Tagen. Inzwischen sind allerdings neue Rudel hinzugekommen.

Eine spektakuläre Neugründung habe ich aus der Kyritz-Ruppiner Heide im Nordwesten Brandenburgs erfahren. Seit zehn Jahren ist dort ein einzelner Rüde bestätigt. Aber erst im letzten Winter (ungefähr) hat sich ihm eine Wölfin zugesellt. Wie schön für den betagten Junggesellen. Jedenfalls hat sein Leben jetzt noch einmal eine romantische Wendung genommen: Er ist endlich Vater geworden!

Die Geschichte erinnert an einen Bären in Österreich, der 1972 aus Slowenien bis nach Österreich gekommen war. 17 Jahre lang hatte er sich am Ötscherberg gehalten. Als die Medien den „sexuellen Frust“ dieses Einsiedlers zum Thema machten, ließen sich die Behörden und Verbände endlich erweichen, und der WWF durfte zwei Bärinnen am Ötscher aussetzen. Der Ötscherbär wurde umgehend Vater. Dann verschwand er spurlos von der Bildfläche. Seine Nachkommen leider auch.

Ich wüsste allzu gerne, wie vielen Jägern der Kyritzer Wolf in seinem langen Leben wohl begegnet ist. Wie vielen sein Anblick also zu einem unvergesslichen Erlebnis verholfen hat. Allen Kopfabschneidern zum Trotz gibt es offensichtlich viele tolerante Jäger im Lande. Sonst hätte er nicht alt werden können. Das ist eine gute Nachricht.

Dass die Jäger mit den Wölfen glücklich sind, wäre freilich zu viel verlangt. Bernd Krewer möchte uns das mit einer „Gegenüberstellung“ (FORUM) von Wolf und Rotwild verdeutlichen. Der Kommentar dazu folgt auf dem Fuße. Eine eigenartige Haltung zu Wölfen erleben wir in Norwegen (AKTUELL), ein Land, das sich gerne in dem Ruf sonnt, viel für die Natur zu tun: Es duldet kaum Wölfe, geht aber mit Wolfswilderern streng ins Gericht. Und Wölfe heben den Milchpreis – ja wirklich! Siehe ISEGRIM.

Ihr

Unterschrift UW